In den sozialen Netzwerken Folge ich diversen Portalen, die bei der Suche von vermissten Hunden behilflich sind. Ich klicke mich durch die Meldungen und denke immer wieder: “Hoffentlich passiert dir so etwas nicht. Wie schrecklich muss das für die armen Hundehalter sein…”
Dann las ich vor ein paar Tagen diesen Blogartikel. Nicole berichtet darin, was einem als Hundehalter so alles passieren kann. Schlagartig wurde mir bewusst, was ich schon lange verdrängt hatte, weil es eine gefühlte Ewigkeit her ist: Auch mein Hund war mal weg. Es war zwar nur für eine kurze Zeit, doch es waren Minuten in heller Aufregung.
Rica “auf Streife”
Begeben wir uns mal gemeinsam in das Jahr 2012 zurück. Rica war zu dieser Zeit noch Einzelhund. Es war ein schöner Sommertag, den mein Mann und ich mit einem gemütlichen Abend auf der Terrasse ausklingen lassen wollten. Ich öffnete schon einmal die Terrassentür, um frische Luft hereinzulassen. Rica flitzte natürlich sofort vor Freude nach draußen. Ich dagegen ging noch einmal kurz ins Haus, um etwas zu holen. Zurück in unserem Garten wanderte mein Blick Richtung Straße. Mein Herz blieb fast stehen, als ich sah, dass die Pforte zu unserem Grundstück offen stand. Ein Zeitungsbote hielt es nicht für nötig, die Pforte wieder zu schließen. Die erste Schrecksekunde war gerade vorüber, als mir schon der zweite Schock durch die Glieder fuhr: “Wo ist Rica…? Rica ist weg!” Inzwischen war mein Mann auch da. Wir ließen alles stehen und liegen und machten uns auf die Suche nach unserem Hund.
Unsere Straße mündet in eine kleine Grünanlage. Dorthin gingen wir zuerst, weil wir Rica dort vermuteten. Wir riefen nach ihr, gingen sämtliche Wege ab, scannten mit den Augen die Büsche. Doch von Rica keine Spur.
Horrorszenarien schossen mir durch den Kopf. Es gibt hier leider einige Zeitgenossen, die unser Wohngebiet mit der Autobahn verwechseln und trotz Geschwindigkeitsbegrenzung viel zu schnell fahren. Ich sah meine Hündin schon unter irgend einem Fahrzeug liegen. Oder hatte sie doch jemand mitgenommen? Von vielen Leuten bekam ich schon zu hören, wie niedlich Rica doch sei. Einen Hund, der nur ansatzweise aussieht wie sie, hatte ich auch sonst noch nie gesehen… – Schließlich kam ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, denn Hektik und Unruhe sind in einer solchen Situation verdammt schlechte Ratgeber.
Wir gingen unseren gesamten Spazierweg ab. Von Rica nach wie vor nichts zu sehen. Schließlich entschieden wir uns dafür, nach Hause zu gehen, um in Ruhe zu besprechen, wie wir weiter vorgehen würden. Wir erreichten unser Grundstück, und ich traute meinen Augen kaum: Rica stand vor der Pforte! Sie wedelte mit dem Schwanz, legte ihren Kopf schräg, als ob sie sagen wollte: “Schön, dass ihr auch noch mal nach Hause kommt…”
Das war nochmal gut gegangen
In dem Moment, als ich Rica wieder sah, fiel mir ein riesiger Felsbrocken vom Herzen. Das hätte viel schlimmer ausgehen können. Natürlich haben wir aus dieser Situation gelernt. Erst wird immer die Pforte kontrolliert, bevor die Hunde in den Garten dürfen. Außerdem haben wir ein Schild angebracht, das auf Hunde hinweist. Seitdem ist die Pfort nur noch selten offen.
Das gesamte Szenario hat vermutlich nicht länger als 30 Minuten gedauert. Eine halbe Stunde, die mir vorkam wie eine Ewigkeit und in der ich innerlich tausend Tode gestorben bin. Wie mag es da erst Hundehaltern ergehen, deren Tiere über Wochen oder Monate verschwunden sind? Manche Hunde kehren niemals nach Hause zurück… 🙁
Wo unser Hund gewesen ist, wissen wir bis heute nicht. Bestimmt war Rica in den vielen Büschen unterwegs, um ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Schnüffeln, nachzugehen. Vielleicht war sie auch schon auf dem Bauernhof nebenan. Das Wichtigste war jedoch, dass wir unseren Hund unversehrt wieder bekommen hatten. Nie wieder waren wir seitdem so unachtsam.
Hast du auch schon eine ähnliche Situation erlebt? War auch dein Hund schon einmal für eine kurze oder auch längere Zeit weg? Verrate es mir gern in einem Kommentar.
Sonntag, der 6.12.2015 – Vormittags, gegen 10:00 Uhr holten wir Paolo bei der Pflegestelle ab. Zuhause war schon alles vorbereitet und wir freuten uns schon darauf, mit ihm heim zu kommen. Wenn da nicht die wahnwitzige Idee dazwischen gefunkt hätte, vorher noch gaaaanz kurz mit ihm auf die Wiese zu gehen. Erstens zog er von der ersten Sekunde an wie verrückt und zweitens hatte er Panik vor so ziemlich allem. Als uns dann noch eine junge Frau mit Kinderwagen entgegenkam, war’s komplett vorbei. Er trat den Rückzug an, vollkommen panisch und schaffte es, aus dem Halsband zu schlüpfen. Ein kurzer Sprint auf die Straße, wieder zurück auf den Weg und rein ins Unterholz hinter dem Parkplatz. Herzrasen, Wut, Verzweiflung wechselten sich ab. Kein Leckerli in der Tasche, keinen Plan, wie wir ihn da wieder raus bekommen sollten und Angst, dass dem Kleinen irgendwas passiert. Eine andere Hundehalterin half mit Leckerlis aus und nachdem er irgendwann auch müde war, hab ich es geschafft, zu ihm zu kommen und ihn raus zu tragen. Gefühlt standen wir da Stunden. Doch letztendlich waren es nur ca. 20 Minuten. Geschirr bzw. Sicherheitsgeschirr sei Dank ist das nie wieder vorgekommen. Wie kann man nur einen Hund, von dem man weiß, dass er so panisch reagieren könnte, im Halsband übergeben? Die Pflegestelle hat ja nun durchaus Erfahrung mit den Hunden aus dem Ausland. Wir damals nicht. Na ja, jetzt schon 🙂
Hallo Antonietta,
mir blieb eben schon allein beim Lesen deines Kommentars fast das Herz stehen. Da habt ihr aber mächtig Glück gehabt. Der Hund hätte ja sonstwo hinlaufen können in seiner Panik. Aber ich gebe dir Recht, das ist unverantwortlich von der Pflegestelle, einen Hund aus dem Ausland oder generell einen Angsthund nur im Halsband zu übergeben. Puh, es ist ja nochmal gut gegangen.
Liebe Grüße
Bettina
Ja, zum Glück! Wir haben auf jeden Fall dazu gelernt und Paolo lernt auch 😉 Wenn ich die ganzen Meldungen lese, dass Hunde, die erst ganz kurz da sind und noch kürzer erst in ihrer neuen Familie und die dann vermisst werden, wird mir erst recht bewusst, wie viel Glück wir hatten! 20 Minuten Herzrasen möchte ich nicht gegen wochen-, monate- oder schlimmstenfalls jahrelange Angst tauschen. Die 20 Minuten haben mir schon gereicht.
Das kann ich verstehen. Auf Facebook und Co liest man ja immer wieder von Leuten, die monate- oder Jahrelang nach ihrem Hund suchen. Wie schrecklich muss das sein? Wenn ich mir das vorstelle, ich wäre in so einer Situation… Ich glaub, ich würde daran zugrunde gehen.
Ist mir letzte Woche passiert. Ich war am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Wir waren auf einer Standard-Spaziergang-Route unterwegs und auf einmal ist Lola los gerannt, ich habe nicht einmal gesehen was es war. Lotti stand n knappen Meter neben mir und ich war leider zu lahm mit dem Anleinen sodass sie hinterher raste. Ich schrie und pfiff – keine Hunde kamen. Nach ca. 5 Minuten machte ich mich auf die suche und fand niemanden. Lola habe ich recht weit entfernt nach 45 Minuten wiedergefunden. Lotti nicht. Und es wurde dunkel. Und ich bekam Angst, dass meinem Hund etwas zustößt. 4 Stunden später kam der erlösende Anruf von Tasso. Seitdem gibt’s erstmal keinen Freilauf mehr und Futter nur noch aus der Hand.
Dabei hatten wir Lola schon jagdsicher bzw abrufbar…
Hallo Charlotte, zum Glück ist ja nochmal alles gut gegangen. Ich kann nur all zu gut nachempfinden, wie du dich gefühlt haben musst. Ich glaube, einen 100% igen Schutz gibt es leider auch nicht. Da kann man noch soviel trainieren. Ich nehme für meine beiden öfter die 10m Schleppleine mit raus. Das klappt bei uns prima.
LG Bettina mit Rica und Bobby
Mein Lidli dachte auch, er müsse im Wald während eines tollen Spaziergangs ab ins Unterholz abzuhauen. Da Rufen nicht geholfen hat, bin ich hinterher, habe ihn verfolgt, aber irgendwann habe ich ihn verloren. Ich wurde panisch, bin weiter, immer gerufen- nix. Bin dann wieder auf den Weg, Tränen in den Augen, dachte, vllt ist er Richtung Parkplatz, Jogger gefragt. Wieder zurück gelaufen und nochmal 2 mal laut gerufen- da kommt er aus dem Gebüsch, fröhlich und aufgeregt. Seit dem wird er nicht mehr im Wald abgeleint, da Lidlis Jagdtrieb mittlerweile sehr ausgeprägt ist. Ansonsten hört er nämlich sehr gut. Aber ich bin beinahe gestorben vor Angst und das tue ich mir nicht nochmal an.
Hallo Lelia,
ja, man kommt wirklich fast um vor Sorge, wenn der geliebte Wuffel weg ist. Ich habe auch immer sehr viel Mitgefühl für Hundehalter, die über Monate oder gar Jahre nach ihrem Hund suchen und kein Lebenszeichen bekommen… 🙁
Lidli ist ja auch ein süßer Name! Hab ich vorher noch nie gehört, gefällt mir wirklich sehr gut.
LG Bettina mit Rica und Bobby
Rica ist auch so ein typischer Schlitzohr-Hund. Wenn man mal eine Sekunde unachtsam ist, nutzt sie die Gelegenhei und entfernt sich weiter als es mir lieb ist. Rica ist nun schon so lange bei uns, aber immer wieder muss ich mit ihr am Rückruf trainieren. Wenn sie irgendwo herumschnüffeln, scheint sie alles um sich herum zu vergessen und nichts anderes mehr wahrzunehmen.
Wir haben in der Anfangszeit aus Unwissenheit sehr viele Fehler mit Rica gemacht. Manchmal denke ich, das sich das heute in gewissen Situtationen noch bemerkbar macht.
ich mache gerade so eine Situation durch. Am Donnerstag sollte ich meinen Hund aus dem Ausland am Flughafen in Empfang nehmen. Einen Tag vorher erhielt ich den Anruf er sei vor Tagen weg gelaufen. Er wird nun seit einer Woche vermisst. In einer Gegend die er nicht kennt, bei Leuten die er erst 2 Wochen kannte und mit ihm ohne Leine auf dem Hof waren. Er sollte sich da an das Leben im Haus gewöhnen. Er hat keine Bezugsperson und kennt das Leben als Straßenhund. Wie hoch da wohl die Chancen sind das er wieder zurück kommt. Er ist ängstlich und scheu. Die Gegend ist verlassen nur Felder. Man ist unheimlich hilflos. Schaut ständig ob es neue Nachrichten gibt. Ständig frage ich mich warum er nicht noch ein paar Tage geduldig sein konnte.
Hallo Stefanie,
das ist ja furchtbar! Leider habe ich schon häufiger gehört, dass Hunde, die direkt aus dem Ausland vermittelt werden sollen, einfach verschwinden. Vielleicht passiert ja ein Wunder und er wird gefunden. Ich wünsche es dir.
LG Bettina mit Rica und Bobby
Das kenne ich sehr gut. Mir ist es mit meinem Hund öfters passiert, dass, wenn ich im Park in der Nähe mit ihm unterwegs war, dass er sich gelegentlich selbstständig machte. Entweder konnte es eine läufige Hündin sein, oder er hatte sich schon mal in Richtung Wohung gemacht (musste dabei aber mindestens eine gut befahrene Straße queren. In der Regel waren aufmerksame Menschen im Viertel die ihn entweder festhielten, oder einmal auch bei TASSO anriefen. Ein einziges mal wurde er auch vom Struppi-Wagen eingesammelt, und ich durfte ihn im nahegelegenen Tierheim einsammeln. Das waren immer Momente, die man nicht gerne öfter erleben will. Aber glücklicherweise ist nie etwas ernsthaftes passiert.
Hallo André,
Rica ist seitdem auch nicht mehr weggelaufen. Wir achten aber auch peinlichst darauf, dass die Pforte zu unserem Grundstück verschlossen ist, bevor wir die Hunde in den Garten lassen. Sowas bauche ich nicht öfter.
LG Bettina mit Rica und Bobby