“Keine Zeit, keine Zeit…” Nicht nur unsere Arbeitswelt ist von dieser Aussage geprägt. Viele Menschen haben auch in ihrer Freizeit einen prall gefüllten Terminkalender.
Wünschst du dir einen Hund, hast jedoch wenig zeitliche Freiräume? Dann solltest du noch einmal sehr genau überlegen, ob ein Hund momentan in dein Leben passt. Allerdings bietet der Einzug eines Hundes auch eine gute Gelegenheit, seine bisherige Lebensweise zu überdenken und Dinge zu ändern. Verändern wird sich das Leben eh, wenn der Hund erst einmal da ist.
Dieser Artikel richtet sich insbesondere an Ersthundehalter. Er soll helfen, den zeitlichen Aufwand der Hundehaltung besser einzuschätzen. Ich finde nichts schlimmer, als einen unüberlegt angeschafften Hund, der nach kurzer Zeit wieder abgegeben wird, weil die Menschen falsche Vorstellungen von einem Leben mit Hund hatten.
Hunde wollen bei uns sein
Ist ein Hund erst einmal eingezogen, möchte er am liebsten eins: möglichst viel Zeit mit seinen Menschen verbringen. Er möchte am Familienleben teilhaben.
Unsere Hunde sind fast immer da, wo wir auch sind. Sitzen wir abends gemütlich zusammen, sind Rica und Bobby im selben Raum. Sind wir im Garten, halten die beiden sich ebenfalls draußen auf. Wenn es möglich ist, begleiten sie uns unterwegs.
Das Leben sollte also gewissermaßen auf den Hund ausgerichtet sein. Dies kann durchaus auch mit Einschränkungen verbunden sein. Ein Hund, der von sämtlichen Aktivitäten der Familie ausgeschlossen wird und zu viel Zeit allein verbringt, leidet. Bedauerlicherweise kenne ich solche Beispiele, wo der Hund ständig an wechselnde Bezugspersonen “weitergereicht” wird, weil die Halter abwesend sind oder aus anderen Gründen keine Zeit für den Hund haben.
Gassi gehen
Als Hundehalter/in hast du bereits zwei bis drei feste Termine am Tag, nämlich ein Date mit deinem Hund zum Spaziergang. An 365 Tagen im Jahr muss Bello mehrmals täglich ausgeführt werden. Dabei ist es egal, wie das Wetter ist.
Wenn’s regnet, schicke ich ihn eben zum Pippi machen in den Garten.
Das kann durchaus mal so vorkommen, sollte aber die Ausnahme bleiben. Die Spaziergänge sind nicht nur für Toilettengänge des Vierbeiners da. Vielmehr bieten sie die beste Gelegenheit für Hund und Mensch, sich gemeinsam zu beschäftigen.
Selbstverständlich dürfen es mal kurze Runden sein, wenn es wie aus Eimern schüttet. Auch bei der Hitze der vergangenen Wochen fielen unsere Spaziergänge kürzer aus.
Erziehung
Ich mache mit meinem Hund den Grundkurs in der Hundeschule. Danach bin ich mit dem Thema Erziehung durch.
Nein, das reicht nicht. Stell dir vor, du machst einen Computerkurs, wendest das erworbene Wissen danach aber nicht an. Über kurz oder lang wirst du das Meiste wieder verlernen. Das Gleiche passiert bei unseren Hunden, wenn man nicht immer wieder mit ihnen übt.
Hundeschulen vermitteln das Handwerkszeug. Einsetzen musst du das Gelernte mit deinem Hund im Alltag selbst. Das bedeutet, dass du Übungen wie Sitz, Platz, Leinenführigkeit, Rückruf usw. immer mal wiederholen solltest.
Erziehung findet also nicht nur in den ersten Lebensmonaten statt, sondern ein ganzes Hundeleben lang.
Spiel und Beschäftigung
Hunde brauchen Beschäftigung. Jeder Hund wurde ursprünglich einmal für eine bestimmte Aufgabe gezüchtet. Hunde möchten also gern etwas tun. Beschäftigt sich der Mensch zu wenig oder gar nicht mit dem Hund, sucht er sich seine Aufgaben selbst. Doch wir Menschen finden es weniger lustig, wenn unser Vierbeiner das Schuhregal ausräumt, Dinge schreddert oder stundenlang vor der Balkontür sitzt und alles verbellt, was sich bewegt.
Möglichkeiten, den Hund zu beschäftigen oder mit ihm zu spielen, gibt es mehr als genug. Zudem stärkt die gemeinsame Interaktion die Beziehung. Auch hierfür musst du täglich Zeit einplanen.
Pflege
Hunde halten sich sauber, indem sie sich putzen. Da muss ich doch nichts mehr tun.
Hunde übernehmen einen Großteil ihrer Körperhygiene selbst, dennoch sind Pflegemaßnahmen durch den Menschen nötig. Der Aufwand dafür hängt wesentlich von der Art des Fells ab. Hat der Hund langhaariges Fell, ist dem mehr Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen, als denen mit kurzem Haar.
Regelmäßiges Bürsten/Kämmen ist bei allen Hunden Pflicht. Ein weiteres Augenmerk sollte auf die Krallen gelegt werden. Sind sie zu lang, müssen sie gekürzt werden.
Wenn man schon dabei ist, kann man gleich eine Körperkontrolle vornehmen, denn an Augen, Nase, Schleimhäuten, Fell und Haut kann man oftmals erste Krankheitsanzeichen erkennen.
Der kranke Hund
Diesen Gedanken verdrängen wir gern und hoffen, dass wir davon verschont bleiben. Doch jeder Hund kann krank werden. Hier gibt es auch schwere Krankheitsverläufe. Ein kranker Hund muss regelmäßig zum Tierarzt, damit die Behandlung fortgeführt werden kann. Zuhause braucht er intensive Betreuung und Fürsorge. Pflegemaßnahmen wie Verband wechseln, Medikamente geben usw. gehören ebenfalls dazu, wenn der Vierbeiner erkrankt ist.
Wie viel Zeit braucht nun ein Hund?
Ich habe dir nun einen Überblick gegeben, was als Hundehalter/in alles auf dich zukommt und wofür die Zeit einplanen musst. Wie viel Zeit du für die einzelnen Dinge benötigst, ist sehr individuell. Die folgenden Angaben sind daher nur Richtwerte und dienen als Beispiel.
Gassigehen
dreimal täglich, insgesamt 2 bis 3 Stunden.
Hundeschule
einmal wöchentlich 1 Stunde + Hin- und Rückfahrt.
Spielen und Beschäftigung
immer kurze Einheiten über den Tag verteilt, ca 30 Minuten bis 1 Stunde.
Fell- Haut- und Krallenpflege
je nach Bedarf, zeitlicher Aufwand ist abhängig vom Hund.
Schlusswort
Hunde brauchen Zeit, und das ihr ganzes Leben lang. Sie sind Sozialpartner und keine Sache, die man hervorholt, wenn man sie mal braucht. Wenn du gerade in der Überlegung bist, dir einen Hund anzuschaffen, solltest du dir als erstes die Frage stellen, ob du auf Dauer gewillt und in der Lage bist, diese Zeit für deinen Hund zu investieren.
Wie viel Zeit verbringst du täglich mit deinem Hund? Verrate es mir gern in einem Kommentar.
Ich muss zugeben, ich habe mir schon viele jahre keine Gedanken mehr darum gemacht, wieviel Zeit ich für meine Hunde habe oder mir auch nehme … aber bei uns gehören Hunde einfach schon so lange zu unserem Leben 🙂
Wenn ich jetzt mal so überlege, dann machen wir pro Tag zwei längere Spaziergänge und gehen mehrfach mal eine Pipi-Runde um die Ecke.
Da die Hunde mich immer ins Büro begleiten – heute ins Homeoffice – sind wir eigentlich immer zusammen und tricksen mehrfach einfach mal so.
Füttern und Pflegen dauert hier nicht so lange, aber wenn man mal genau schaut dann sind auch hier 5 und dort 10 Miuten weg.
Ich glaube, damit liegen wir bei 3,5 bis 4 stunden pro Tag.
Was aber viel mehr ins Gewicht fällt sind die Momente, an die keiner gerne denkt – der Hund wird krank und irgendwann einfach nur alt. Letztes Jahr mit damon haben unsere Spaziergänge viel länger gedauert – er brauchte mehr Zeit und konnte auch nicht mehr so schnell. Er musste viel öfter nach draußen und auch nachts gab es da keine Ausnahme. Medikamente mussten verabreicht werden, Tierarztbesuche gemacht werden und Operationen eingeplant werden.
Da kann sich der Zeitbedarf schon mal sprunghaft auf 6 – 8 Stunden pro Tag erhöhen.
Ein sehr schöner Beitrag.
Liebe Grüße,
Isabella mit Cara und Shadow
Hallo Isabella,
vielen Dank für dein Feedback. Ja, wenn der Hund krank wird kann die Zeit, die man sich für ihn nimmt doppelt und dreifach so viel sein. Wir hatten das nachdem Rica wegen ihrer Blutarmut 2014 zusammengebrochen ist und anschließend mit Cortison behandelt werden musste. Die Nebenwirkungen machten sich bemerkbar und plötzlich hatte ich das Gefühl einen um Jahre gealterten Hund zu haben. Sie konnte nur noch langsam gehen, hatte ständig Hunger und auch Nachts mussten wir des öfteren raus, weil sie nicht durchhalten konnte. Aber was tut man nicht alles für seinen geliebten Hund, und das sollte auch selbstverständlich sein.
Liebe Grüße
Bettina mit Rica und Bobby
Ich bin der Meinung, dass man sich nur einen Hund anschaffen sollte wenn genug Zeit für Erziehung, Spazierrunden und Pflege vorhanden ist. Gute Züchter achten auch darauf! Es ist schade, wenn Hunde keinen Auslauf bekommen und “vor sich hin vegitieren”.
Auch die Hundeschule ist ganz wichtig, um dem Hund die Grundregeln beizubringen, ohne die ein Zusammenleben deutlich erschwert wird.
Danke für deinen tollen Beitrag!
Hallo Chris,
Danke für dein Feedback. Ich finde es wichtig, dieses Thema anzusprechen, da ich der Meinung bin, dass viel zu viele Hunde unüberlegt angeschafft werden.
LG Bettina
Unter der Woche kommen mein Mann und ich zusammen auf täglich ca. 1-2 Std. Gassi gehen, ca. 1 Std kuscheln/bürsten und ca. halbe Std spiel/training. Sie genießen es aber natürlich auch einfach z.b. beim wäschemachen mit in Keller zu gehen, dann versteck ich manchmal noch paar Leckerli, oder sie liegen bei uns wenn wir auf der Terrasse sitzen…. wenn man abends was vorhat und “nur” zum Gassi gehen heim kommt und wieder geht erntet man auf alle Fälle vorwurfsvolle Blicke:-( am Wochenende gibt es meist noch einiges an Bonuszeit, dann gehen wir auch öfter wandern, zelten… alleine, berufstätig und ohne Partner fast nicht möglich zeitlich einen Hund zu haben. Es sei denn er kann mit zur Arbeit