Wuff heißt „Hilf mir” – Wenn Hunde bellen

von | 26.01.2025

Das Bellen eines Hundes ist eines der häufigsten Themen, das unter Hundehalter:innen, aber vor allem unter Menschen, die keinen Hund haben, häufig zu Diskussionen führt. Bellen ist ein Teil der hündischen Kommunikation und muss zunächst akzeptiert werden. Andererseits kann es auch sehr laut werden, wenn der Vierbeiner seine Stimme erhebt. So mancher Nachbarschaftsstreit, in dem es um einen bellenden Hund ging, endete vor Gericht.

Aber warum bellen Hunde? Wie viel Bellen ist noch im Rahmen, und wie gehst du mit dem Bellen deines Hundes am besten um? In diesem Blogartikel findest du die Antworten.

Warum bellen Hunde?

Bellen gehört zum Ausdrucksverhalten eines jeden Hundes. Jeder, der sich dafür entscheidet, sein Leben mit einem Hund zu verbringen, muss auch akzeptieren, dass dieser öfter mal bellt. Das Bellverhalten ist von Hund zu Hund unterschiedlich: Während der eine schon die Stimme erhebt, wenn sich draußen gefühlt nur ein Ast bewegt, gibt der nächste kaum einen Laut von sich.

Hunde bellen, wenn jemand das Grundstück betritt oder es an der Tür klingelt. Sie tun es ebenfalls bei Trennungsstress, aus Angst, Frust oder Aggression heraus oder wann immer sie auf sich aufmerksam machen möchten. Auf der Gassirunde bellen viele Hunde, wenn sie einen anderen Hund sehen oder wenn ein anderer Reiz auftaucht, der ihnen nicht geheuer ist.

Wie viel Bellen ist in Ordnung?

Ein bellfreudiger Hund kann manchmal anstrengend sein. Vielleicht fragst du dich deshalb, ob das Bellen deines Hundes noch im Rahmen liegt oder ob er zu viel bellt.

Weniger ausschlaggebend als die Häufigkeit ist, wie schnell der Hund sich wieder beruhigen kann. In der Regel sollte wieder zur Ruhe kommen, wenn der Grund für das Bellen nicht mehr besteht oder du Maßnahmen ergriffen hast, wie etwa ihn auf seine Decke zu schicken.

Umgang mit dem Bellen

Ist dir auch schon mal empfohlen worden, das Bellen deines Hundes einfach zu ignorieren? Lass mich raten: Du hast es ausprobiert, und es hat nicht funktioniert. Das ist nicht verwunderlich, denn Bellen ist selbstbelohnend. Das bedeutet, dass allein das Bellen positive Emotionen auslöst und somit verstärkend wirkt. Was können wir aber tun, um das Bellen unseres Hundes in einem angemessenen Rahmen zu halten? Wie ich eingangs schon erwähnt habe, ist Bellen ein natürliches Hundeverhalten. Wenn du jedoch der Meinung bist, dass dein Hund zu viel bellt und sich auch nur schwer beruhigt, gebe ich dir nachfolgend einen kleinen Leitfaden an die Hand.

Finde den Auslöser

Wenn du das Verhalten deines Hundes verändern möchtest, ist der erste Schritt immer, die Ursache zu finden. Die folgenden Fragen helfen dir dabei:

  • Was ist der Auslöser für das Bellen? (z. B. fremde Person auf dem Grundstück)
  • Wie hört sich das Bellen an? (Tonlage, Dauer oder kurze Belllaute, Pausen dazwischen)
  • Welche Körpersprache zeigt dein Hund während des Bellens?
  • Wie lange dauert es, bis sich dein Hund wieder beruhigt?

Wenn der Auslöser nicht eindeutig ist, empfiehlt es sich, ein „Belltagebuch“ zu führen, in dem du dir die wichtigsten Punkte über einen gewissen Zeitraum notierst.

Trainingstools

In diesem Abschnitt nenne ich dir einige Trainingswerkzeuge, die du, je nach Auslöser für das Bellen bei deinem Hund, anwenden kannst.

  • Das Markersignal kündigt eine Belohnung an und vermittelt dem Hund: „Das hast du richtig gemacht, deine Belohnung kommt gleich.” Der Vorteil ist, dass du damit schneller bist und somit deinem Hund präziser Feedback geben kannst. Hier bietet es sich an, das Markersignal zu geben, wenn der Hund beim Bellen eine Pause macht.
  • Gegenkonditionierung bedeutet, dass ein bisher als unangenehm empfundener Reiz mit angenehmen Dingen verknüpft wird. Beispiel: Immer, wenn die Türglocke erklingt, regnet es Wurststücke. Durch Wiederholung lernt der Hund, dass dieses Geräusch ihm Gutes bringt.
  • Verhalten unterbrechen: Durch ein gut und sicher aufgebautes Signal zur Verhaltensunterbrechung kannst du versuchen, das Bellen abzubrechen. Ob dies zum Erfolg führt, hängt sehr stark vom Erregungslevel deines Hundes ab.
  • Alternativverhalten aufbauen: Ein Hund bellt selten ohne Grund. Aus seiner Sicht ist es richtig, dass er in bestimmten Situationen seine Stimme erhebt. In den meisten Fällen tut er dies, weil er seinen Menschen etwas mitteilen und ausdrücken will, dass er Hilfe braucht. Zeige deinem Hund, dass du sein Bellen wahrgenommen hast und was er stattdessen tun soll. Mögliche Alternativen wären hier z. B., sich auf seinen Platz zu legen oder ein Spielzeug umherzutragen (wer etwas im Maul hält, kann nicht gleichzeitig bellen).

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Was nicht funktioniert

Ich gebe ehrlich zu: Auch wenn ich eine hohe Toleranzschwelle habe, was das Bellen betrifft, kann es an Tagen, an denen einer meiner Hunde besonders viel bellt oder ich einfach ein größeres Ruhebedürfnis habe, sehr anstrengend sein. Es passiert mir zwar selten, aber es kommt vor, dass ich dann auch mal schimpfe. Doch damit bewirkt man nur das Gegenteil: Der Hund wird noch aufgeregter und steigert sich nur noch mehr in sein Bellen hinein.

Außerdem rate ich dringend davon ab, das Bellen mit Schreckreizen, wie Wasserspritzen oder dem Werfen eines Schlüsselbundes neben den Hund, zu unterbrechen. Letzteres kann auch dazu führen, dass man versehentlich den Hund trifft.

Viele Menschen möchten störendes Verhalten ihres Hundes möglichst schnell „abstellen”. Das weiß auch die Industrie und hat diverse Hilfsmittel erfunden, die verhindern sollen, dass der Hund bellt. Es handelt sich hierbei meist um Halsbänder, bei denen der Hund auf Knopfdruck einen Sprühstoß oder auch eine Vibration am Hals erfährt und durch diesen unangenehmen Reiz nicht mehr bellt. Ich rate dringend von diesen Halsbändern ab. Sie richten mehr Schaden als Nutzen an.

Praxisbeispiel

Meine Hündin Rica ist ein sehr bellfreudiges Exemplar, und es gibt Tage, an denen sie schon die kleinste Kleinigkeit zu einem ausgiebigen Bellkonzert bringt. Da das Bellen bei ihr unterschiedliche Auslöser hat, ich es aber in Ordnung finde, wenn sie anschlägt, bin ich folgendermaßen vorgegangen:

  • Rica lief zur Terrassentür und fing an zu bellen. Den Auslöser kann ich in den meisten Fällen nicht erkennen, da wir eine große Hecke an der Grenze zwischen Terrasse und Weg zum Haus haben. So ging ich zu ihr, um ihr zu zeigen, dass ich ihr Bellen wahrgenommen habe. In einer Bellpause gab ich ihr ihr Markersignal (nicht bellen ist gewünscht) und verteilte kleine Futterstücke auf dem Boden. So gewann ich etwas Zeit, und ein Hund, der frisst, kann nicht gleichzeitig bellen. Danach war der auslösende Reiz entweder schon weg, oder ich führte Rica von der Tür zu ihrem Platz oder in einen anderen Raum.
  • Diese Prozedur wiederholte ich immer wieder und immer wieder.
  • Nach einer Weile konnte ich beobachten, wie sich Ricas Verhalten änderte. Sie ging zur Tür, bellte, und bereits als ich aufstand, um zu ihr zu gehen, drehte sie sich schon um, sah mich an und hörte auf zu bellen. Das war natürlich der Zeitpunkt für eine ganz besondere Belohnung.
  • Durch ständiges Beobachten konnte ich irgendwann genau an ihrer Körpersprache erkennen, wenn sie gleich anfangen würde zu bellen. Diesen Moment passte ich ab und gab ihr ihr Markersignal. Schon war sie mit ihrer Aufmerksamkeit bei mir und nicht mehr bei dem, was sich vor der Tür abspielte.

Deine nächsten Schritte

Du möchtest erreichen, dass dein Hund weniger oft oder nicht so langanhaltend bellt und dass dein Hund sich in den betreffenden Situationen besser fühlt. Hier fasse ich dir nochmals die nächsten Schritte zusammen:

  • Auslöser finden, eventuell mit Hilfe einer Dokumentation des Verhaltens
  • Training planen — damit du nicht einfach ins Blaue hinein trainierst und eine Struktur hast
  • Training durchführen — wähle die Trainingswerkzeuge, die für dich, deinen Hund und die Situation passen. Lasse dich ggf. beim Training unterstützen

Schlusswort

Dein Hund bellt nicht, weil er dich ärgern will, sondern weil Bellen ein Teil seiner Kommunikation ist. Ein Hund, der bellt, sagt: „Hilf mir”, etwa weil er draußen etwas bemerkt hat, das aus seiner Sicht nicht dort hingehört, weil er Angst hat, weil er gefrustet ist oder weil er auf sich aufmerksam machen möchte. Es zu verbieten, käme einem Sprechverbot beim Menschen gleich.

Schreibe in die Kommentare: Bellt dein Hund viel, und wie gehst du mit dem Bellen deines Hundes um?

Bitte Beachte: Das Kommentarfeld ist in erster Linie zur Diskussion Rund um den Blogartikel gedacht. Individuelle Fragen, die deinen Hund betreffen, können hier nicht beantwortet werden. Wenn du Hilfe im Alltag oder bei Problemen mit deinem Hund brauchst, nimmt bitte Kontakt mit mir auf.

1 Kommentar

  1. Lisa

    Ich fand den Beitrag über das Bellen von Hunden wirklich hilfreich! Als Katzenmama weiß ich, wie wichtig es ist, auf die Kommunikation von Tieren einzugehen. Seit neuestem haben wir auch einen Hund, der leider sehr bellfreudig ist. Deine Tipps zum Umgang mit dem Bellen und die Auslöseranalyse helfen mir schon sehr weiter. Besonders das Markersignal finde ich sehr spannend. Da ich ja nun zwei Tiere habe, war es auch an der Zeit, einen Tierhaarentferner zu kaufen – es wird jetzt definitiv mehr Fell geben! Ich freu mich schon auf die Zeit mit beiden!

    Antworten

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