Fachbegriffe leicht verständlich: Operante Konditionierung

von | 22.08.2017

Heute widme ich mich mal wieder einer meiner Artikelserien. Ich setze nun endlich die Reihe Fachbegriffe leicht verständlich fort.

In der vielfältigen Themenwelt rund um den Hund gibt es viele Fachausdrücke. Ich nehme mir diese in unregelmäßigen Abständen vor und versuche sie mit einfachen Worten zu erklären. Mir ist dabei wichtig, dass auch der Hundeanfänger nach dem Lesen des Artikels verstanden hat, worum es bei dem jeweiligen Begriff geht.

Im ersten Teil habe ich dir erklärt, was klassische Konditionierung ist. Nun ahnst du vielleicht schon was kommt, und du hast Recht: Wenn ich über die klassische Konditionierung schreibe, dann muss ich der Vollständigkeit halber auch die operante Konditionierung erklären.

operante KonditionierungOperante Konditionierung –  Lernen durch Konsequenzen

Die operante Konditionierung bezeichnet das Lernen durch Versuch und Irrtum. Bedingt durch ein Ereignis, das auf ein gezeigtes Verhalten folgt, wird das Verhalten entweder häufiger oder seltener auftreten. Die eintretenden Ereignisse oder Konsequenzen werden in Verstärker und Bestrafung unterteilt. Verstärker und Bestrafung können entweder hinzugefügt oder entfernt werden. Damit das Ganze jetzt nicht in trockene Theorie ausartet, führe ich nun einige praktische Beispiele auf:

  • Der Hund läuft an lockerer Leine und wird dafür belohnt. Er wird häufiger an lockerer Leine laufen. Hier wird etwas angenehmes (Belohnung) hinzugefügt. Verhalten wird verstärkt.
  • Der Hund soll sich setzen. Der Mensch übt dabei Druck auf den Rücken des Hundes aus. Der Hund setzt sich, woraufhin der Druck nachlässt. Er wird sich beim nächsten Mal vermutlich schneller hinsetzen, um dem unangenehmen Gefühl zu entgehen. Hier wird etwas unangenehmes entfernt. Verhalten wird verstärkt
  • Der Hund buddelt im Garten ein Loch und bekommt einen Wasserstrahl zu spüren. Er erschrickt und hört sofort mit dem Buddeln auf. Etwas unangenehmes wird hinzugefügt. Verhalten wird bestraft
  • Der Hund macht bei einer Übung einen Fehler. Die erwartete Belohnung bleibt aus. Der Hund wird das Verhalten seltener zeigen, weil es sich für ihn nicht lohnt. Hier wird etwas angenehmes entfernt bzw. bleibt aus. Verhalten wird bestraft.

Die nachfolgende Infografik macht diese vier Elemente der operanten Konditionierung noch einmal deutlich.

LernquadrantenDie Begriffe positiv und negativ sind hier übrigens nicht im Sinne von gut und schlecht zu verstehen, sondern bedeuten wie in der Mathematik addieren und subtrahieren.

Wer hat’s entdeckt?

Der amerikanische Psychologe Edward Lee Thorndike (1874 – 1949) erforschte als Erster das Lernen durch ausprobieren. Er führte Versuche an Katzen durch. Er sperrte eine Katze in einen Käfig, den er mit mehreren Hebeln versehen hatte. Doch nur die Betätigung eines Hebels führte zur Öffnung der Box. Die Katze probierte Herum und entdeckte durch Zufall den richtigen Hebel. Bei wiederholten Versuchen fand die Katze den richtigen Hebel jedes Mal schneller.1)
Weitergeführt wurden diese Forschungen von Burrhus Frederic Skinner (1904 – 1990). Skinner erweiterte den Versuchskäfig um weitere Komponenten. Er fand schließlich heraus, dass das Lernen eines Lebewesens vollständig durch Belohnung von richtigem Verhalten beeinflusst werden kann, Strafe von unerwünschtem Verhalten jedoch seltener zum Ziel führt1)2). Skinner war auch Begründer der vier Lernquadranten, ähnlich wie du sie in der oben stehenden Grafik findest.

Operante Konditionierung im Hundealltag

Tagtäglich lernen unsere Hunde. Wir bringen ihnen neue Dinge bei und machen ihnen klar, was sie tun dürfen und was nicht. All das geschieht über operante Konditionierung. Dabei gibt es immer zwei Möglichkeiten:

  • Wir belohnen erwünschtes Verhalten und fördern es somit gezielt.
  • Wir bestrafen unerwünschtes Verhalten. Für richtiges Verhalten bekommt der Hund kein Feedback. Schließlich ist das ja selbstverständlich.

Ich persönlich ziehe eindeutig die erste Variante vor. Somit bleibt mir für das Training mit meinen Hunden die positive Verstärkung und bedingt die negative Bestrafung. Dies habe ich auch in meiner Infografik anhand der Farbgebung deutlich gemacht. Die Vorteile der Positiven Verstärkung liegen klar auf der Hand. Der Hund wird durch die Belohnung (die nicht immer nur Futter sein muss) in seinem Tun bestätigt, hat Freude beim Lernen und ist motiviert. Die positive Verstärkung bietet uns die Möglichkeit, freundlich mit unserem Hund umzugehen, was sich nicht zuletzt auf unsere Beziehung auswirkt.

Von der zweiten Variante möchte ich jedem abraten. Sie bewirkt genau das Gegenteil. Ein Hund der auf diese Weise “trainiert” wird kann keine Freude am Lernen entwickeln. Es mag durchaus sein, dass er gewünschtes Verhalten zeigt und als “gut erzogen” erscheint. Doch tut er dies vielleicht nicht nur aus Angst vor unangenehmen Konsequenzen?

Ausschließlich positive Verstärkung funktioniert das?

So sehr ich die positive Verstärkung auch befürworte, bin ich dennoch der Meinung, dass Training ausschließlich über positive Verstärkung nicht funktioniert. Fehler schleichen sich immer einmal ein. Wenn der Hund Fehler macht, belohne ich ihn nicht. Auch kann es manchmal sein, dass ich beim Aufbau einer Übung den Freiraum des Hundes  – etwa durch die Leine – eingrenzen muss. Richte ich mich also streng nach der Lerntheorie, bedeutet das Ausbleiben der Belohnung bereits eine Strafe und die Freigabe des Hundes eine Belohnung. Schon befinde ich mich auf dem Gebiet der negativen Bestrafung und der negativen Verstärkung. Die Übergänge sind hier manchmal auch fließend.

Das Zusammenspiel von klassischer und operanter Konditionierung

Wie wirken klassische und operante Konditionierung im Hundetraining zusammen? Hier gilt folgende einfache Faustregel: Verhalten wird über operante Konditionierung erlernt. Wenn wir die Übung später benennen wollen, sprich, wir führen ein Signal ein, dann wird dieses über die klassische Konditionierung gelernt.

Schlusswort

Seitdem ich mich sehr intensiv mit den beiden grundlegenden Lernformen beschäftigt und diese verinnerlicht habe, fällt mir das Training mit meinen eigenen Hunden wesentlich leichter. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass sich jeder Hundehalter mit den lerntheoretischen Grundlagen zumindest ansatzweise beschäftigen sollte. Es erscheint daher nur all zu logisch, dass Lernen ein Prozess ist, der Zeit und fortlaufende Wiederholungen braucht. Lernen sollte kein Zwang sein, sondern Einverständnis auf beiden Seiten.


Quellen:

1)  Skript Lernen beim Hund – Onlineworkshop www.clicker-doggies.de

2) www.wikipedia.de

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Bitte Beachte: Das Kommentarfeld ist in erster Linie zur Diskussion Rund um den Blogartikel gedacht. Individuelle Fragen, die deinen Hund betreffen, können hier nicht beantwortet werden. Wenn du Hilfe im Alltag oder bei Problemen mit deinem Hund brauchst, nimmt bitte Kontakt mit mir auf.

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