Graue Schnauzen – leben mit älteren Hunden

von | 24.11.2024

Wenn wir uns erst einmal für einen Hund entschieden haben, begleitet er uns Tag ein, Tag aus durch unser Leben. Für die meisten von uns ist der Hund ein Familienmitglied. Es entsteht eine tiefe Freundschaft die bis ans Ende des Hundelebens anhält.

Ich selbst habe viel später als so manch anderer erfahren, was es bedeutet, einen Hund an seiner Seite zu haben. Ich war 39, als die kleine Mischlingshündin Rica in mein Leben trat. Inzwischen ist Rica 14,5 Jahre alt und damit eine stolze Seniorin. Viel zu schnell sind die Jahre vergangen.

Leben mit älteren Hunden ist das Thema dieses Artikels. Leider können unsere geliebten Vierbeiner uns nicht ein ganzes Leben lang begleiten, sondern nur für einen Lebensabschnitt. Genau wie bei uns Menschen beginnt bei einem Hund nach einer gewissen Lebenszeit der Alterungsprozess. Ich habe diesen Artikel in zwei Bereiche untergliedert. Zunächst erfährst du, Woran du erkennst, dass dein Hund älter wird und welche Besonderheiten diese Lebensphase mit sich bringt. Im Anschluss berichte ich über meine Erfahrungen, die ich bisher mit zwei älteren Hunden gemacht habe.

Ab wann sprechen wir von einem alten Hund?

Hierzu Sagen die Quellen, die ich bei meiner Recherche gefunden habe, unterschiedliches. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es bei den verschiedenen Rassen unterschiedliche Lebenserwartungen gibt. Während kleinere Hunde älter werden, wird die Lebenserwartung bei größeren Rassen als nicht so hoch angesehen. Allgemein können wir aber festhalten, dass ein Hund im Durchschnitt 10-15 Jahre alt wird. Ausnahmen bestätigen hier natürlich die Regel.

Der Alterungsprozess setzt langsam ein. Ab etwa dem siebten Lebensjahr gilt ein Hund als Senior.

Woran erkenne ich, dass mein Hund älter wird?

Wenn dein Hund schon etwas betagter ist, wirst du vielleicht eines Tages feststellen, dass das Fell um die Schnauze herum weiß wird, oder du entdeckst vereinzelte graue Haare. Es gibt vielleicht Tage, an denen dein Hund nicht mehr so gern spazieren geht oder weniger Lust auf Aktivitäten hat, die ihm sonst immer so viel Spaß gemacht haben. Er hat ein erhöhtes Ruhebedürfnis. All das geschieht nicht von jetzt auf gleich, sondern langsam, Stück für Stück.

Ein älter werdender Körper verändert sich. Seh- und Hörvermögen lassen immer mehr nach, Muskelmasse wird abgebaut, der Stoffwechsel verlangsamt sich. Es kann zu Gelenkerkrankungen wie Arthrose oder Spondylose kommen. Insgesamt kann der Hund anfälliger für Krankheiten werden. Das Fell verliert an Glanz und Farbintensität.

Du wirst vielleicht bemerken, dass Training nicht mehr so „flutscht” wie früher. Konnte dein Hund neue Übungen in relativ kurzer Zeit erlernen, braucht er heute länger und ist eventuell auch nicht mehr ganz so motiviert und konzentriert.

Genau wie wir Menschen können auch Hunde, meist im hohen Lebensalter, typische altersbedingte Erkrankungen bekommen. Ich spreche da insbesondere die Demenz an, die es nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Hunden gibt. Die Demenz greife ich nachher noch einmal auf.

Worauf sollte ich mich einstellen, wenn mein Hund älter wird?

Jede Entwicklungsphase hat ihre Besonderheiten. Wichtig ist, dass du dein Leben nach den Bedürfnissen deines älter werdenden Hundes ausrichtest. Es kann sein, dass dein Hund weniger Bewegungsbedarf hat und nicht mehr so gern spazieren geht. Dein Hund wird mit den Jahren ein größeres Ruhebedürfnis entwickeln. Es ist wichtig, dass du ihm diese Ruhe auch zugestehst. Es könnte außerdem der eine oder andere Tierarztbesuch mehr auf dem Programm stehen, als noch die Jahre zuvor. Vielleicht benötigt dein Hund irgendwann regelmäßig Medikamente.

Ein älter werdenden Hund braucht genauso viel Liebe, Geduld und Fürsorge wie ein Hund in jüngeren Jahren, vielleicht sogar ein bisschen mehr.

Meine Erfahrungen mit zwei älteren Hunden

im nachfolgenden Abschnitt berichte ich über mein Leben mit den beiden Hunden Bobby und Rica. Bobby ist leider Anfang dieses Jahres mit im Alter von ca. 15 Jahren verstorben.

Bobby

Als Bobby 2015 bei uns einzog, kannten wir sein Alter nicht. Im Vertrag stand 6 Jahre, er könnte aber auch etwas älter oder jünger gewesen sein. Das weiß man bei Hunden aus dem Tierschutz oftmals nicht so genau. Bobby stammte aus Rumänien und brachte einige Baustellen mit in sein neues Leben. Doch mit viel Liebe, Geduld und einem Umgang, der so ausgerichtet war, dass Bobby viele kleine Erfolgserlebnisse hatte, haben wir die Probleme schließlich in den Griff bekommen.

Erste Anzeichen des Alterns

Im Jahr 2018 bemerkte ich Veränderungen beim Abtasten seiner Wirbelsäule. Es wurde ein Röntgenbild gemacht und der Beginn einer Spondylose festgestellt, mit der Bobby aber noch gut leben konnte.

2020 kam dann der große Einschnitt. Jahrelang hat Bobby nicht mehr nach uns geschnappt. Das Schnappen bei Berührungen war anfangs ein großes Problem. Doch eines Tages, es war im Juli 2020 schnappte Bobby meinem Mann in die Hand, als er ihm die Leine am Halsband befestigen wollte. Da ich selbst nicht dabei war, konnte ich auch nicht sehen, was dazu geführt haben könnte. Ich vermutete, dass er Schmerzen hatte und ließ ihn gründlich durchchecken. Seine Wirbelsäule war nun stark verändert, die Spondylose also fortgeschritten. Er bekam Schmerzmittel und konnte damit von nun an gut leben. Ich gab ihm außerdem noch eine Nahrungsergänzung und stellte eine positive Veränderung fest: Er hatte wieder mehr Freude an Spaziergängen und rannte zeitweise auch wieder durch unseren Garten.

In den darauffolgenden Jahren wurde Bobby ruhiger und zog sich mehr und mehr zurück. In den Sommermonaten spielt sich unser Leben hauptsächlich im Garten und auf der Terrasse ab, wenn wir zuhause sind. Die Hunde natürlich immer mit dabei. Schon 2022 hat Bobby es vorgezogen, öfter drinnen auf seinem Schlafplatz zu liegen, als mit uns draußen zu sein. 2023 ging er nur noch kurz raus, um sein kleines oder großes Geschäft zu erledigen. Auf Beschäftigung oder spielen hatte er keine Lust.

Die Spaziergänge mussten wir nach Bobbys Bedürfnissen ausrichten. Größere Strecken konnte er nicht mehr bewältigen. Es gab immer öfter Tage, an denen er sich zurückzog, wenn er die Vorbereitungen für einen Spaziergang mitbekam. Damit signalisierte er deutlich, dass er nicht mitgehen wollte.

In dieser Zeit fiel mir auch auf, dass Bobby kaum noch hören konnte. Er zeigte merkwürdige Verhaltensweisen, bettelte immer früher am Tag sehr militant darum, gefüttert zu werden. Auch schnappte er das eine oder andere Mal sogar bei mir, wo ich doch immer seine absolute Vertrauensperson war. Bei einem Tierarztbesuch im Sommer 2023 sprach ich das Thema Demenz an, weil ich fand, dass Bobby in alte Verhaltensweisen zurückfiel und uns zeitweise nicht erkannte. Die Tierärztin bestätigte mich und meinte, dass eine Demenz bei Bobby sehr wahrscheinlich sei.

Die letzten Wochen

Im Sommer 2023 ging es Bobby 2 Wochen lang nicht gut immer wieder plagte ihn Übelkeit, und er lag manchmal einfach nur noch da. Zu diesem Zeitpunkt stellten wir uns bereits darauf ein, dass das Schlimmste bald eintreten könnte. Die Weihnachtszeit verlief zum Glück ohne Zwischenfälle. Doch dann kam der Januar.

Ich erinnere mich an einen unserer letzten Spaziergänge. Es war stellenweise glatt und kurz bevor wir wieder zuhause waren fiel Bobby hin. Es dauerte eine Ganze Zeitlang, bis er sich mit meiner Hilfe wieder aufrichten konnte.

Nicht einmal eine Woche später kam der Tag, an dem wir die Entscheidung trafen, Bobby gehen zu lassen. Ich hatte mir eine fette Erkältung aufgesackt und lag im Wohnzimmer auf dem Sofa. Ich werde diesen Moment nie vergessen: Bobby kam zu mir und brach direkt vor meinen Augen zusammen. Minuten lang lag er da, und ich befürchtete, er würde jetzt das Bewusstsein verlieren. Das war nicht der Fall. Aber an diesem Tag bekam er noch 2 weitere dieser Zusammenbrüche.

Meine innere Stimme sagte mir, dass es jetzt soweit ist. Ich rief beim Tierarzt an und machte den letzten Termin für Bobby. Natürlich begleiteten wir ihn auf seiner letzten Reise.

Rica

Rica kam im Alter von 6 Monaten zu uns. Sie entwickelte sich normal und wir genossen das Leben als Hundeeltern.

Im Alter von 4 Jahren erkrankte Rica von einen Tag auf den anderen lebensbedrohlich. Diagnose: immunbedingte Blutarmut. Es folgte eine lange Therapie mit Cortison und all seinen Nebenwirkungen. Ob Rica wieder gesund werden würde, war ungewiss. Viele Hunde mit diesem Krankheitsbild überleben diese nicht. Ich weiß noch, wie ich damals sagte: „Was würde ich dafür geben, wenn sie wenigstens 6 oder 7 Jahre alt wird…“ Doch Rica hat uns eines Besseren belehrt. Sie kämpfte sich ins Leben zurück. Die Krankheit ist nie mehr aufgetreten. Rica ist bis heute ein fröhlicher aktiver Hund – und stolze 14, 5 Jahre alt.

Natürlich macht sich auch bei ihr das Alter bemerkbar. So geht sie lieber in gemütlichem Tempo durch die Gegend als zu rennen. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist das Schnüffeln. Erst Im Frühjahr dieses Jahres habe ich entschieden, dass sie nicht mehr auf den großen Stein springt, an dem wir regelmäßig bei unseren Spaziergängen vorbeikommen. Sie selbst hätte wohl niemals damit aufgehört.

In diesem Sommer hat sich Rica zum ersten Mal zeitweise nach drinnen verzogen und besonders an heißen Tagen sehr viel geschlafen. Nach dem Einzug unserer beiden Bracken Paul und Charly jedoch veränderte sich Rica positiv und wurde wieder etwas lebhafter.

Altersbedingte Krankheiten sind bei Rica bisher nicht aufgetreten. Ihre Sehkraft lässt zwar nach und ihre Knochen werden dünner. Beides schränkt sie aber noch nicht sonderlich ein.

Ausblick

Wir sind uns darüber im Klaren, dass die längste Zeit mit Rica hinter uns liegt. Deshalb genießen wir jeden einzelnen Tag mit ihr ganz bewusst und intensriv. Ich habe mittlerweile öfter von Hunden gehört, die 17 oder 18 Jahre alt wurden. Ich würde mich so freuen, wenn Rica dazugehören würde.

Schlusswort

Das Älterwerden gehört zum Leben dazu – auch bei unseren vierbeinigen Begleitern. Jeder Hund altert anders und entwickelt individuelle Bedürfnisse. Als Hundehalter:in ist es unsere Aufgabe, diese Veränderungen wahrzunehmen und entsprechend darauf zu reagieren. Mit viel Liebe, Verständnis und der richtigen Anpassung der Lebensumstände können wir unseren grauen Schnauzen einen schönen und würdevollen Lebensabend ermöglichen.

Auch wenn es manchmal schwer ist zu sehen, wie der eigene Hund altert – jede Lebensphase hat ihre ganz besonderen Momente. Genießen wir also die gemeinsame Zeit, die uns mit unseren Senioren geschenkt ist, und geben wir ihnen all die Liebe zurück, die sie uns über die Jahre geschenkt haben.

Schreibe in die Kommentare: Hast oder hattest du einen älteren Hund? Wie verlief bei dir und deinem Hund diese Lebensphase?

Bitte Beachte: Das Kommentarfeld ist in erster Linie zur Diskussion Rund um den Blogartikel gedacht. Individuelle Fragen, die deinen Hund betreffen, können hier nicht beantwortet werden. Wenn du Hilfe im Alltag oder bei Problemen mit deinem Hund brauchst, nimmt bitte Kontakt mit mir auf.

1 Kommentar

  1. Doro

    Ich habe auch einen Opi im Alter von 15 1/2 Jahren. Er hat Herzprobleme, Lungenödem und dadurch bedingt häufig Hustenanfälle. Laufen kann er wegen Arthrose auch nicht mehr weit. Im Garten kontrolliert er aber noch alle Ecken. Er ist medikamentös gut eingestellt. Das Essen schmeckt ihm, er ist geistig sehr aufmerksam und neugierig. Meiner Meinung nach hat er noch Freude am Leben und ich genieße wirklich jeden Tag, den wir zusammen verbringen dürfen. Und wenn er irgendwann die Entscheidung trifft, das für ihn die Zeit gekommen ist, zu gehen, werde ich bis zuletzt an seiner Seite sein. Das würde er für mich auch tun und das bin ich ihm einfach schuldig.

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