Ich finde, es ist ein Geschenk, wenn man sein Leben gemeinsam mit einem Hund verbringen darf. Es gibt kaum etwas Schöneres. Doch auch im Zusammenleben mit dem vierbeinigen Freund ist nicht immer alles eitel Sonnenschein. Manchmal ziehen dunkle Wolken auf. Der Hund verhält sich nicht so, wie wir es erwartet haben. Er tut plötzlich Dinge, die wir nicht haben wollen und darüber sind wir verärgert. Ihm bereiten bestimmte Situationen Angst, was manchmal so weit führt, dass er gar nicht spazieren gehen will, oder er bellt an manchen Tagen einfach zu viel.
Es gibt wohl kaum eine Mensch-Hund-Beziehung, in der es nicht im Laufe eines Hundelebens das eine oder andere Problem gab. Doch warum entstehen Probleme überhaupt? Welche Rolle spielt die Zielsetzung im Alltag und welche ersten Lösungsansätze gibt es für problematisches Verhalten des Hundes? All das erfährst du in diesem Artikel.
Warum entstehen Probleme im Zusammenleben mit dem Hund?
Probleme entstehen im Allgemeinen dann, wenn unsere Erwartungen nicht erfüllt werden. Die meisten von uns haben ganz konkrete Vorstellungen davon, wie das Zusammenleben mit dem Vierbeiner aussehen soll. Kommt es jedoch ganz anders, weil der neue Hund z. B. nicht spazieren gehen will oder sich nicht streicheln lässt, ist der Mensch zu Recht enttäuscht. Außerdem kommt es oft vor, dass die Bedürfnisse von Hund und Mensch nicht miteinander kompatibel sind. Nehmen wir mal an, du machst es dir auf dem Sofa gemütlich, weil du in Ruhe ein Buch lesen möchtest. Doch dein Hund hat draußen eine potenzielle Gefahr ausgemacht, übernimmt sogleich den Job der Security und macht sich daran, den oder das, was da in sein Territorium eingedrungen ist, lautstark zu vertreiben. Das war’s wohl erst mal mit der Ruhe, und je nach Tagesform und Länge deiner eigenen Zündschnur nimmst du es unter leisem Gebrummel hin oder lässt eine laute Schimpftirade auf deinen Hund los. Der wiederum versteht die Welt nicht mehr. Er hat doch – aus seiner Hundeperspektive – das gemacht, was in solchen Fällen eben getan werden muss.
Ein weiterer Aspekt, weshalb es zu Problemen kommt, sind Missverständnisse in der Kommunikation. Eigene dir daher bitte unbedingt Kenntnisse über hündische Ausdrucksformen sowie über Hundeverhalten generell an. Gehe vor allem auch nicht den zahlreichen Mythen auf den Leim, die auf Social Media herumgeistern. Auch hierzu gebe ich dir ein klassisches Beispiel: Längst ist wissenschaftlich widerlegt, dass Hunde mit dem Menschen ein Rudel bilden und sich gegenüber Menschen permanent durchsetzen wollen, um in die Alphaposition aufzusteigen. Doch genau diese Dominanztheorien werden noch immer munter verbreitet, und das sogar von einigen Hundetrainer:innen, die es eigentlich besser wissen müssten.
Eine falsche Sichtweise auf den Hund, dessen Bedürfnisse und dessen Verhalten verändert auch die Beziehung zu ihm. Es macht einen Unterschied, ob ich mich als „The Big Boss” sehe, der in der Hierarchie weit über dem Hund steht und nach dessen Meinung der Hund bestimmte Dinge ja nur tut, um mich zu ärgern oder ob ich meinem Hund auf Augenhöhe begegne, seine hündischen Bedürfnisse und Verhaltensweisen respektiere und das Zusammenleben so gestalte, dass wir beide eine harmonische Beziehung führen können.
Und da ist er schon wieder, einer meiner Lieblingssätze: Ein Hund tut nichts ohne Grund. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte: Ein Hund macht keine Fehler. Du willst nicht, dass dein Hund an der Leine zieht, was total verständlich ist, denn das ist verdammt unangenehm bis schmerzhaft. Aus Hundesicht ist dieses Verhalten aber vollkommen logisch. Für ihn sind wir viel zu langsam unterwegs und das geradeaus Gehen auf einem begrenzten Weg entspricht nicht seiner Natur. Er überlegt, ob es nicht möglich ist, schneller vorwärts zu kommen und versucht es mit Ziehen. Es kann sich also lohnen, das Verhalten deines Hundes, das dich stört, einmal aus seiner Perspektive zu betrachten, um besser zu verstehen, warum er tut, was er tut.
Ursachenforschung und Zielsetzung
Wenn dein Hund ein Verhalten zeigt, das dich stört, möchtest du natürlich, dass er so schnell wie möglich damit aufhört. Es liegt nahe, dann mit dem Hund zu schimpfen, und wenn das nicht hilft, eben zu anderen Strafen wie etwa Wasserspritzen, einen lauten Knall verursachen oder an der Leine herumzureißen (beim Leineziehen), zu greifen. Doch mit solchen Maßnahmen schaffst du das Problem nicht aus dem Weg. Du hemmst das Verhalten deines Hundes nur, was übrigens sehr wahrscheinlich negative Langzeitfolgen mit sich bringen wird.
Um ein Problem wirklich anzugehen und es aus der Welt zu schaffen, ist als erster Schritt eine Ursachenforschung nötig. Alles andere ist Herumdoktern am Symptom und bringt dich langfristig nicht weiter. Hundehalter:innen, die mich wegen eines Problems mit ihrem Hund kontaktieren, bekommen als Erstes von mir einen umfangreichen Fragenkatalog an die Hand. Die Antworten helfen mir dabei, die Gründe für ein oder auch mehrere Probleme zu finden.
Wenn du erst einmal allein mit deinem Hund arbeiten möchtest, empfehle ich dir, die genauen Umstände des Verhaltens zu betrachten. Hier einige Fragen, deren Beantwortung dir dabei helfen kann:
- Wann trat das Verhalten zum ersten Mal auf?
- Wo trat es auf bzw. tritt es noch auf?
- Wer war beteiligt (Menschen, andere Tiere)?
- Was geschah unmittelbar vor, während und nach dem Verhalten? Beispiel: Ein anderer Hund tauchte 100 m vor uns auf. Mein Hund fixierte ihn, dann sprang er in die Leine, bellte, knurrte und war kaum noch zu halten. Als der andere Hund weg war, war mein Hund immer noch aufgeregt und fuhr nur langsam wieder herunter.
- Was wurde bisher dagegen unternommen?
Diese Informationen geben Aufschluss über die genaueren Umstände des Verhaltens. Um daran zu arbeiten, würde ich mich jetzt daran machen, die passenden Trainingswerkzeuge auszuwählen und die Bedingungen, unter denen das Verhalten auftritt zu verändern.
Setze dir klare Ziele
Ich habe es bereits in mehreren Blogartikeln erwähnt: Es ist wichtig, dass du dir genau überlegst, welches Ziel du im Training mit deinem Hund erreichen möchtest. Formuliere dieses Ziel so ausführlich wie möglich und vermeide dabei, die Wörter „nein“ oder „nicht.“ Ein: „Er soll einfach damit aufhören” oder „Er soll keine anderen Hunde mehr anmotzen.” reicht hier nicht. Ziele, die erreichbar sind, könnten sein:
- Mein Hund soll an lockerer Leine an meiner linken Seite laufen (Gegenteil von Ziehen)
- Mein Hund soll auf seiner Decke liegen, während wir essen (Gegenteil von Betteln am Tisch)
Hast du ein Ziel auf diese Weise formuliert. Ergeben sich die nächsten Schritte fast von allein. In den beiden vorgenannten Beispielen ist es:
- Du wirst deinem Hund beibringen, an lockerer Leine zu gehen.
- Du wirst ein Deckentraining mit deinem Hund machen und ihm die Decke so schmackhaft machen, dass er lieber dort bleibt, als zu betteln.
Erste Lösungsansätze bei Problemen
Schritt 1 Management
Ein maßgeblicher Aspekt im Lernprozess sind Wiederholungen. Du kennst das, wenn du deinem Hund etwas Neues beibringen möchtest. Die ständige Wiederholung der Übung und Belohnung des richtigen Verhaltens führen schließlich dazu, dass der Hund dieses Verhalten auf einen bestimmten Auslöser (in der Regel ein Wortsignal oder Sichtzeichen) zeigt.
Was wir uns im Training prima zunutze machen können funktioniert aber auch mit Verhalten, das wir nicht haben wollen. Je öfter ein Hund damit zum Erfolg kommt, desto häufiger und intensiver wird es in der Zukunft auftreten. Deshalb ist es umso wichtiger dafür zu sorgen, dass unerwünschtes Verhalten möglichst nicht mehr auftritt.
Um dies zu erreichen, ist Management unumgänglich. Als Management werden Maßnahmen bezeichnet, die auf das Verhalten des Hundes Einfluss nehmen.
Z. B. hindert ein Maulkorb den Hund daran, zu beißen, mit einem Hundegitter erreichen wir, dass der Hund (vorübergehend) keinen Zutritt zu bestimmten Bereichen im Haus hat. Gassigehen in Gebieten, in denen man seltener auf andere Hunde trifft, wird gern als Managementmaßnahme eingesetzt bei Hunden, die in Hundebegegnungen ausrasten.
Management sorgt außerdem dafür, dass du Zeit gewinnst, um das passende Training für euch zu finden und strukturiert zu planen.
Schritt 2 Verhalten verändern
Wenn du möglichst oft verhinderst, dass dein Hund das problematische Verhalten zeigt, kann es sein, dass sich nach einer gewissen Zeit eine leichte Veränderung bemerkbar macht. Dennoch ist es allein mit Management nicht getan, schließlich willst du ja nicht ein Hundeleben lang anderen Hunden aus dem Weg gehen oder ständig Bereiche im Haus durch Gitter abtrennen.
Es geht jetzt darum, Wege zu finden, das Verhalten des Hundes nachhaltig zu verändern und ihm vor allem andere Strategien aufzuzeigen, was er statt des unerwünschten Verhaltens tun soll. Doch wo fängt man da überhaupt an?
Ich helfe dir gern!
Wenn online Training für dich infrage kommt, oder du in Bad Oldesloe oder Umgebung wohnst, helfe ich dir gern, um deine Herausforderungen mit deinem Hund zu meistern. Nimm gern Kontakt mit mir auf, wenn du weitere Informationen wünschst.
Verhalten ist immer an Bedingungen geknüpft. Und mein erster Schritt, wenn es um Verhaltensänderung geht, ist die Bedingungen zu verändern und zugleich die passenden Trainingswerkzeuge auszuwählen. Damit es für dich greifbarer wird, was ich damit meine, gehen wir nun gemeinsam ein Beispiel durch.
Ein Hund rastet jedes Mal aus, wenn ihm und seiner Halterin ein anderer Mensch mit seinem Hund entgegenkommt.
Wie in den Ausführungen zur Verhaltensanalyse schon erwähnt, gibt es immer ein Davor, ein Während und ein Danach. Bevor der Hund in das unerwünschte Verhalten fällt, zeigt er Verhalten, das in Ordnung ist, und in diesem Bereich können wir ansetzen. Es gilt jetzt, den Moment zu erwischen, in dem der Hund den entgegenkommenden Hund zwar wahrnimmt, aber sich noch ruhig verhält und nur schaut. Dieses Einfangen geschieht mit dem Markersignal, das natürlich vorher aufgebaut und im Alltag etabliert sein muss. Wenn du noch kein Markersignal bei deinem Hund aufgebaut hast, lies bitte meinen Artikel, in dem ich alle wichtigen Infos dazu aufgeführt habe.
Dein Hund nimmt wahr, dass da gerade sein Markersignal gekommen ist, auch wenn er dich danach nicht direkt anschaut. Schon haben wir die Bedingungen minimal verändert. Auf den Marker folgt immer eine Belohnung. Welche Belohnung du wählst, hängt davon ab, was dein Hund in diesem Moment als Belohnung empfinden würde. Angenommen er möchte, dass der andere Hund verschwindet, heißt, er möchte mehr Abstand haben. Dann kannst du dich ein Stück weit von dem anderen Hund entfernen, indem du einen Bogen läufst.
Was haben wir gemacht? Bisher war der Ablauf:
Hund wahrnehmen – kurz fixieren – in die Leine Springen – bellen und knurren.
Jetzt haben wir eine kleine Veränderung an diesem Ablauf vorgenommen, indem wir das Markersignal gegeben und anschließend eine Interaktion gestartet haben. Durch die veränderten Bedingungen hat der Hund auch ein anderes Verhalten gezeigt. Das Markersignal spielt hier insofern eine bedeutende Rolle, weil es die Emotionen des Hundes ein Stück weit positiv verändert.
Indem du unerwünschtes Verhalten möglichst verhinderst, vorausschauend handelst und erwünschtes Verhalten gezielt förderst. Wirst du langfristig das Verhalten deines Hundes in die richtige Richtung ändern.
Wohlbefinden stärken
Ich verfolge in meinem Hundetraining einen ganzheitlichen Ansatz. Die Veränderung des Verhaltens ist die eine Seite. Die andere Seite ist, das Wohlbefinden des Hundes zu stärken. Ein Hund, der im emotionalen Gleichgewicht ist, wird weniger unerwünschtes Verhalten zeigen.
Hier ein paar Dinge, die zum Wohlbefinden deines Hundes beitragen:
- Gemeinsame Interaktion mit dir als Bezugsperson. Das können Spielen, Kuscheln, kleine Trainingseinheiten oder Spaziergänge sein, bei denen dein Hund tolle Dinge entdeckt.
- Sorge dafür, dass dein Hund ausreichend Ruhe und Schlaf bekommt.
- Führe kleine Alltagsrituale ein. Diese geben deinem Hund Sicherheit.
Schlusswort
Wenn es Probleme im Zusammenleben zwischen dir und deinem Hund gibt, empfehle ich dir, strukturiert die Dinge anzugehen. Mit diesem Artikel habe ich dir einen kleinen Leitfaden für die ersten Schritte gegeben.
Zum Abschluss bekommst du nun noch einmal als Zusammenfassung eine kleine Checkliste.
Probleme mit dem Hund – So beginnst du sie zu lösen
- Ursache finden – Warum tut mein Hund was er tut?
- Ziele setzen und klar formulieren. – Was möchte ich im Zusammenleben mit meinem Hund erreichen?
- Management – Sorge dafür, dass unerwünschtes Verhalten möglichst nicht oder seltener auftritt
- Verhaltenstraining – arbeite an der Ursache des Problems. Lasse dich dabei von einer Hundetrainerin oder einem Hundetrainer unterstützen, wenn du allein nicht weiterkommst.
Schreibe in die Kommentare: Welches Problem hast oder hattest du mit deinem Hund und wie konntet ihr es lösen?
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