So schaffst du im Hundetraining ein Zeitfenster

von | 02.06.2019

Dein Hund ist vor wenigen Wochen bei dir eingezogen. Du übst fleißig mit ihm, Schließlich soll er auch “alltagstauglich” werden. Du bist stolz, dass er so Schnell das “Sitz” gelernt hat. Doch eines macht dir ein wenig Kopfzerbrechen: Dein Hund setzt sich auf das Signal “Sitz” zwar hin, steht jedoch fast im selben Moment wieder auf. Du möchtest aber, dass er sitzen bleibt…

Kommt dir das bekannt vor? Es gibt immer wieder Übungen, bei denen es erforderlich ist, ein Zeitfenster zu schaffen. Natürlich haben wir hier auch wieder die Qual der Wahl unter zahlreichen Möglichkeiten. Ich beschreibe dir in diesem Artikel vier Wege dazu.

1 Die Belohnung kommt verzögert

Die naheliegendste Möglichkeit ist, den Zeitpunkt der Belohnung hinauszuzögern. Um beim Beispiel “Sitz” zu bleiben, bekommt der Hund den Keks nicht Sobald er den Popo auf dem Boden hat, sondern ein wenig später. Der Belohnungszeitpunkt wird in kleinen Schritten immer weiter hinausgezögert.

2. Viele Belohnungen kurz hintereinander

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, viele Belohnungen schnell hintereinander zu geben.
Wenn du dich für diesen Weg entscheidest, empfehle ich dir, mit dem Clicker zu arbeiten, denn damit hast du ein besseres Timing. Voraussetzung ist natürlich, dass du den Clicker bei deinem Hund aufgebaut hast. Wie du das tust, erkläre ich dir in diesem Artikel.

Clicke dann sehr schnell hintereinander, während dein Hund das gewünschte Verhalten zeigt. Für unser Beispiel bedeutet das:

  • Dein Hund setzt sich hin – C&B
  • Sofort wieder – C&B
  • Mehrfach wiederholen.

C&B = Click und Belohnung

3. Die Dauerbelohnung

Du kannst auch eine Belohnung auswählen, von der dein Hund länger etwas hat. Das sind z. B. Kauartikel sowie Frischkäse, Joghurt oder Leberwurst aus der Futtertube.

Dein Hund zeigt gewünschtes Verhalten. Er darf sich an der Futtertube bedienen oder am Kausnack knabbern.

4. Für Fortgeschrittene: die intermediäre Brücke

Die intermediäre Brücke ist ein Dauersignal, das einen Marker (Click oder Markenwort) ankündigt. Der Marker wiederum kündigt die Belohnung an. Die Reihenfolge ist also Dauersignal – Marker – Belohnung.

Diese Vorgehensweise eignet sich besonders gut, wenn der Hund lernen soll, Unangenehmes auszuhalten. Aber auch beim Training des Rückrufs oder für längeres Bei-Fuß-Gehen leistet ein Brückensignal sehr gute Dienste.

Um mit der intermediären Brücke zu arbeiten, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Du solltest im Training mit deinem Hund ein Markersignal verwenden. Dies sollte sowohl bei dir als auch bei deinem Hund bereits in Fleisch und Blut übergegangen sein.
Weiterhin muss das Brückensignal, genau wie der Marker selbst, erst aufgebaut werden, bevor es im Trraining erstmalig zum Einsatz kommen kann.

Als Brückensignal eignen sich kurze Wörter oder Silben, die möglichst nicht ständig im Alltag verwendet werden. Diese werden solange wiederholt, wie der Hund ein bestimmtes Verhalten zeigen soll. Beendet wird es mit dem Markerwort oder dem Click. Danach folgt die Belohnung.

In der Praxis kann das Folgendermaßen aussehen:

Du möchtest deinem Hund in die Ohren schauen

  • du gibst das Signal “Ohren”.
  • du nimmst das Ohr deines Hundes und schaust es dir an.
  • während der gesamten Zeit, in der du dich mit dem Ohr beschäftigst, sagst du das Brückensignal, z. B. mo-mo-mo-mo-mo.
  • Wenn du mit dem Ohr fertig bist, sagst du dein Markerwort, z. B. Tok.
  • Dein Hund bekommt seine Belohnung.

Stolpersteine

Wie bei allen Übungen, die wir unseren Hunden beibringen, gibt es auch bei der Einführung eines Zeitfensters Dinge, die schiefgehen können, egal für welchen Weg du dich entscheidest.

Dein Hund beendet das Verhalten von sich aus, noch bevor du belohnen kannst. Löse die Übung auf und beginne von vorn. Bei einer falsch ausgeführten Übung gibt es natürlich auch keine Belohnung. Passiert der gleiche Fehler erneut, überlege dir, ob du nicht besser im Training einen Schritt zurückgehst oder der Hund einfach eine Pause braucht.

Nicht jede Methode eignet sich für jede Situation. Soll dein Hund z. B einen Gegenstand festhalten, Sind die Dauerbelohnung oder viele Belohnungen hintereinander eher ungeeignet. Was für euer Training am besten passt, kannst nur du herausfinden.

Hilf deinem Hund

Im Rahmen eines Online-Workshops vor einigen Jahren, in dem ich mich Intensiv mit dem Markentraining beschäftigt habe, habe ich folgenden Grundsatz gelernt, den ich dir gern weiterempfehlen möchte:

Click for action, feed in position

Hier komme ich noch einmal auf mein Beispiel mit dem Sitzenbleiben zurück, das ist so schön einfach. 🙂 Für das Hinsetzen gibt es einen Click und das Belohnungshäppchen hältst du dem Hund so hin, dass er sitzen bleiben muss, um es zu bekommen. Dadurch lernt dein Hund, dass es sich lohnt, noch ein wenig abzuwarten und nicht gleich wieder hochzuspringen. Wenn er liegenbleiben soll, legst du das Leckerchen zwischen seine Vorderpfoten, um deinen Hund darin zu bestärken. Dieses Vorgehen kannst du auf sämtliche Übungen Übertragen.

Schlusswort

Nun habe ich dir vier Möglichkeiten vorgestellt, im Hundetraining ein Zeitfenster einzuführen. Ich selbst habe bei meinen Hunden alle schon eingesetzt. Doch einen Favoriten habe ich nicht. Meiner Meinung nach sollte man die Herangehensweise situationsbezogen auswählen. Für die Gewöhnung an den Maulkorb habe ich z. B. viele Belohnungen schnell hintereinander gewählt, für das Tierarzttraining die intermediäre Brücke und für das Sitzenbleiben die Belohnung verzögert. Die von mir gewählte Methode hielt ich für die jeweilige Situation am besten geeignet. Bei dir kann es natürlich anders aussehen. Finde am besten selbst heraus, was für dich und deinen Hund wann gut passt.

Vielleicht hast du aber auch eine ganz andere Herangehensweise, um deinem Hund zu vermitteln, dass er ein Verhalten Länger zeigen soll. Welchen Weg bevorzugst du? Verrate es mir gern in einem Kommentar.

Bitte Beachte: Das Kommentarfeld ist in erster Linie zur Diskussion Rund um den Blogartikel gedacht. Individuelle Fragen, die deinen Hund betreffen, können hier nicht beantwortet werden. Wenn du Hilfe im Alltag oder bei Problemen mit deinem Hund brauchst, nimmt bitte Kontakt mit mir auf.

3 Kommentare

  1. Claudi

    Was macht man denn, wenn der Hunde Belohnungen nicht annimmt?

    Antworten
    • Bettina

      Hallo Claudi,
      wenn ein Hund eine Belohnung nicht annimmt, ist es keine Belohnung! Was eine Belohnung ist, entscheidet der Hund, nicht der Mensch. Außerdem ist Belohnung nicht automatisch gleich Futter. Ich arbeite bei meinen Hunden z.B. auch viel mit meiner Stimme (Lob) oder Berührungen. Auch das ist Belohnung.
      LG Bettina

      Antworten
  2. Christian Beck

    Wir haben damals mit unserem Rocky alles nur mit Leckerlis geübt. Das klappte ganz gut hin und wieder wollte er nicht so wie wir, aber das hielt sich in Grenzen. Von Clicker Training halte ich nicht viel. Nicht weil es nicht klappt sondern eher weil ich mir blöde vorkomme als Erwachsener Mann mit einem Clicker in der Hand herumzulaufen.

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Deine Trainerin

Hundetraining online & Bad Oldesloe

Ich bin Bettina und ich unterstütze dich auf dem Weg in ein glückliches Zusammenleben mit deinem Hund.

Meine Trainingstipps, direkt in dein Postfach

E-Book

E-Book Hundespaziergang
  • Schnelleinstieg in das Training über positive Verstärkung
  • Spaziergänge abwechslungsreich gestalten
  • Viele Ideen zur gemeinsamen Beschäftigung
  • Erste Lösungsansätze bei häufigen Problemen