Hundetraining: 7 Tipps für mehr Spaß und Erfolg beim Lernen

von | 13.12.2016

Du möchtest deinem Hund etwas Neues beibringen. Doch so sehr du dir auch Mühe gibst, die Übungen wollen einfach nicht so recht klappen. Der Hund tut alles, nur nicht das, was du gern möchtest. Du wirst ungeduldig. Der Ton deiner Stimme wird schärfer. Schließlich sieht dein Hund dich einfach nur noch an oder legt sich hin.

Eine solche Situation ist sowohl für den Menschen als auch für den Hund nicht gerade angenehm. “Warum kapiert mein Hund einfach nicht, was ich von ihm möchte? Ist er etwa stur oder gar dumm?” Aus Hundesicht stellt sich die Situation vermutlich anders dar: “Was will Frauchen denn von mir? Warum schimpft sie so? Ich würde ja gern, aber ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.”

Zum Lernen gehört nicht nur zu wissen, wie man dem Hund ein Verhalten beibringt. Es ist wichtig, dass auch die Rahmenbedingungen stimmen, damit ein Lernprozess stattfinden kann. In diesem Artikel erfährst du, wie du dir und deinem Hund eine Lernsituation erheblich erleichtern und somit Frust auf beiden Seiten vermeiden kannst.

1. Schaffe ein angenehmes Umfeld zum Lernen

Stell dir einmal die Frage, wie du selbst am besten lernst. In einer kleinen Gruppe in ungezwungener Atmosphäre. Mit deinen Unterlagen bei einer Tasse Tee oder mit deinem Laptop auf der grünen Wiese?
Ich will darauf hinaus, dass uns das Lernen wesentlich leichter fällt, wenn wir angenehme Rahmenbedingungen dazu haben. Warum sollte dies bei unseren Hunden anders sein?

Rufe deinen Hund zu dir heran, lobe ihn, wenn er kommt. Konditioniere ein Wort, das die Arbeit ankündigt. Ich nehme dazu gern das Wort “Action”. Du kannst natürlich jedes x-beliebige Wort nehmen, das du dafür geeignet findest. Fange dann mit der eigentlichen Übung an. Sei dabei locker und entspannt, dann ist es auch dein Hund.

2. Setze dir kleine Ziele

Manche Übungen sind sehr komplex und gerade für einen Grundschüler eine echte Herausforderung. Zerlege solche Übungen in kleine Bestandteile. Als Beispiel möchte ich hier die Leinenführigkeit nennen: Beginne die Übung erst einmal mit der Einnahme der richtigen Position. Dann gehst du gemeinsam mit deinem Hund zunächst nur einen (!) Schritt. Wenn das gut klappt, geht ihr zwei Schritte usw. In solche Etappenziele lassen sich viele Übungen aufteilen.

3. Halte die Übungseinheiten kurz

Übe lieber öfter am Tag für wenige Minuten als nur einmal täglich eine halbe Stunde oder länger. Dein Hund kann sich dann besser konzentrieren. Spätestens wenn du merkst, dass dein Hund unaufmerksam wird, er sich sogar abwendet oder hinlegt, solltest du eine Pause einlegen. Ich halte Pausen im Hundetraining für sehr wichtig, denn auch der Hund muss die Möglichkeit bekommen, das Gelernte erst einmal zu verarbeiten. Wenn ich mit Rica und Bobby trainiere, kann ich manchmal richtig sehen, wie es in ihren Köpfen rattert.

4. Achte auf die Körpersprache deines Hundes

Du hast dir für heute vorgenommen, ein bestimmtes Lernpensum zu schaffen. Hast du auch mal deinen Hund gefragt, wie er das findet? 🙂 Gut, Scherz beiseite. Doch ganz so abwägig ist das gar nicht, denn Hunde teilen uns über ihre Körpersprache einiges mit. Beobachte deinen Hund und lerne, Stressanzeichen wahrzunehmen. Folgende Körpersignale deines Hundes können auf Stress hindeuten:

  • sich abwenden
  • sich über die Lippen lecken
  • pföteln
  • sich schütteln
  • blinzeln
  • hecheln
  • Stressfalten im Gesicht

Doch Vorsicht: Diese Signale müssen immer in der Gesamtsituation beurteilt werden und bedeuten nicht immer automatisch gleich, dass der Hund überfordert ist. Hechelt er bei­spielsweise bei sommerlichen Temperaturen, ist nicht unbedingt davon auszugehen, dass er Stress hat. Wahrscheinlich ist ihm nur zu warm.

5. Übe nicht, wenn du schlecht drauf bist

Hinter dir liegt ein anstrengender Tag, der dir einiges abverlangt hat. Du bist müde, der Kopf tut weh und eigentlich möchtest du nur noch auf die Couch. Doch du musst ja noch mit dem Hund trainieren…
Wer sagt dir eigentlich, dass du es musst? Den Stress den wir haben, machen wir uns zum Teil auch selbst, indem wir uns viel zu viel vornehmen und fast den ganzen Tag verplanen.
Ich rate dir, nicht mit deinem Hund zu üben, wenn du dich nicht gut fühlst. Du bist nicht so konzentriert und wirst schneller genervt sein, wenn die Übung nicht so klappt, wie du dir das vorstellst. Außerdem spürt dein Hund, dass du schlecht drauf bist. Lange Rede, kurzer Sinn: du und dein Hund, ihr werdet beide nichts davon haben. Morgen ist außerdem auch noch ein Tag.

6. Steigere die Anforderungen langsam

Das Sitz klappt in der Wohnung schon recht gut, aber wenn ihr unterwegs seid, scheint dein Hund alles vergessen zu haben oder er beschäftigt sich lieber mit Schnüffeln? Dann ist die Übung noch nicht richtig gelernt.
Trainiere mit deinem Hund an verschiedenen Orten. Steigere dabei die Ablenkung langsam. Übe zuerst in der Wohnung, dann im Garten, danach in einem Park und schließlich in einer belebten Einkaufsstraße. Diesen Prozess nennt man Generalisieren. Hat der Hund die Übung an verschiedenen Orten durchgeführt und gelernt, wird er sie auch überall abrufen können.

7. Dran bleiben statt aufgeben

Lernen ist nichts, was von einer Minute auf die andere oder von heute auf morgen geschieht. Es kann durchaus sein, dass dein Hund bei einer bestimmten Übung sehr lange braucht, bis sich erste Erfolge einstellen. Das ist nichts Ungewöhnliches, denn genau wie wir Menschen sind Hunde Individuen und lernen unterschiedlich schnell. Das Sprichwort “Übung macht den Meister” hat durchaus seine Berechtigung. Irgendwann kommt der Tag, an dem dein Hund diesen einen Trick gelernt hat, der euch solche Schwierigkeiten bereitet hat.
Setze dich und deinen Hund auf keinen Fall unter Zeitdruck. Auch dann nicht, wenn der Hund von Nachbarin X in derselben Zeit schon viel mehr gelernt hat. Bleibe bei deinem Tempo und deiner Art zu trainieren.

Extra-Tipp: Beobachten und belohnen

Hunde lernen immer, auch dann wenn wir nicht gezielt mit ihnen arbeiten. Nutzen wir dies doch einfach!
Beobachte deinen Hund doch mal im Alltag. Du wirst vieles sehen, was ihr auch in Trainingssituationen übt und dort richtig ist. Fange dieses richtig Verhalten ein. Dein Hund sieht dich an? Lobe ihn, denn Blickkontakt ist wichtig. Dein Hund liegt ruhig in seinem Hundebett, dann stecke ihm doch einfach mal was Gutes zu. Dein Hund ist ruhig, wenn es an der Tür klingelt? Lobe und streichle ihn, denn genau dieses Verhalten möchtest du haben.

Du zeigst mit dieser Herangehensweise deinem Hund auch im Alltag, was sich für ihn lohnt und was nicht. Als Folge dessen wird er gewünschtes Verhalten häufiger und unerwünschtes Verhalten weniger oft zeigen.

Hundetraining kann so viel Spaß machen, und die meisten Hunde die ich kenne, sind mit Freude dabei. Wie ist das bei dir und deinem Hund? Geht ihr in eine Hundeschule, trainiert ihr zuhause oder in einem Hundeverein? Lass es mich gern wissen in einem Kommentar.

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Bitte Beachte: Das Kommentarfeld ist in erster Linie zur Diskussion Rund um den Blogartikel gedacht. Individuelle Fragen, die deinen Hund betreffen, können hier nicht beantwortet werden. Wenn du Hilfe im Alltag oder bei Problemen mit deinem Hund brauchst, nimmt bitte Kontakt mit mir auf.

5 Kommentare

  1. Claudia

    Tolle Zusammenfassung. Lg Claudia

    Antworten
    • Bettina

      Danke fürs Feedback und liebe Grüße 🙂

      Antworten
  2. Carola Hentschel

    Ich bin begeistert von deinen Blogs. Ich erhalte immer wieder sehr wertvolle Tipps, auch als Hundetrainerin. Man lernt nie aus und ich teile mit dir voll und ganz deine Ansätze. Das Training über positive Verstärkung mag zwar länger dauern, aber es schafft Vertrauen, die Grundvoraussetzung für eine gute Bindung und macht beiden (Hund und Halter) beim Training viel Spass. Und ich möchte an dieser Stelle deinen letzten Tipp auch nochmal aufgreifen: belohnt zwischendurch richtiges Verhalten! Seid aufmerksam! Euer Hund wird es euch danken.

    Antworten
    • Bettina

      Hallo Carola,
      vielen Dank für deine lieben Zeilen. Ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut und fühle mich bestärkt in meinem Tun und in dem, was ich noch vorhabe.
      Liebe Grüße
      Bettina

      Antworten
  3. Klaus Neuwirth

    Hallo,

    ich habe seit drei Tagen eine einjährige Strassenhündin aus Rumänien. Sie ist wie ein Wildhund und hat in der Tötungsstation gesessen.
    Berührungen sind nicht möglich. Wir haben eine Box in der Wohnung wo sie eigenständig rein und raus kann.
    Wir haben unseren Teppich mit Decken ausgelegt, da sie Ihr Geschäft nicht draußen macht , weil sie nicht entspannt.
    Sie ist seit zwei Tagen bei uns und haben sie einmal am Tag gefüttert. Ab morgen wird sie nur noch aus meiner Hand gefüttert.
    Ich bin nicht Hunde unerfahren und habe schon mehrere groß gezogen.
    Der letzte ist vor einer Woche verstorben.
    Das ist für mich eine neue Herausforderung. Haben Sie noch Verbesserungen für mich
    Viele Grüße
    Klaus Neuwirth

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