“Heute, wenn ich nachhause komme, trainiere ich mit meinem Hund. Hm, aber was könnten wir üben? Ich würde ja gern mal etwas anderes ausprobieren. Etwas, das wir noch nicht gemacht haben…”
Uns allen geht es hin und wieder so, und deshalb lasse ich dich ab und zu in meine Trainingswerkzeugkiste schauen. Vielleicht habe ich heute ja genau das Richtige für dich an Bord.
Arbeit mit Targets
Targets sind ein wertvolles Hilfsmittel im Training mit positiver Verstärkung. Der Begriff Target stammt aus dem Englischen und bedeutet Ziel. Auf das Hundetraining übertragen ist ein Target ein Gegenstand, den der Hund anläuft oder mit einem Körperteil berührt. Den meisten ist wahrscheinlich der Handtouch bekannt. Doch es gibt weitaus mehr Variationen, als nur die Berührung mit der Nase an der Hand. Eine davon ist der Bodentarget, auf den sich dieser Artikel bezieht.
Was ist ein Bodentarget
Wie die Bezeichnung schon verrät, ist ein Bodentarget ein Gegenstand, der auf dem Boden liegt und auf dem der Hund stehen, sitzen oder liegen kann. Er hat keine bestimmte Form und keine bestimmte Größe. Geeignet sind z.B. flache Kissen, Untersetzer, Handtücher, eine Fliegenklatsche, Bierdeckel usw.
Kleiner Tipp
Steuere doch beim nächsten Besuch in der Stadt einfach mal einen dieser 1-Euro-Shops an. Dort gibt es reichlich "Tüdelkram", den man gut als Bodentarget verwenden kann.
Bodentarget im Training
In diesem Abschnitt widmen wir uns nun der Praxis. Du glaubst gar nicht, was man mit so einem simplen Gegenstand alles anstellen kann. 🙂
Den Bodentarget kennen lernen
Damit du den Target im Training einsetzen kannst, muss dein Hund ihn erst mal kennen lernen. Hier habe ich die beste Erfahrung mit dem Shaping gemacht. Du benötigst dazu einen Clicker oder ein Markerwort und kleine Futterstückchen.
Du legst den Target auf den Boden. Hunde sind neugierig, und so wird dein Hund von sich aus Interesse an dem Gegenstand zeigen. Egal, ob dein Hund zum Target schaut, daran schnüffelt oder ihn mit der Pfote berührt. Für jede dieser Aktionen gibt es einen Click und natürlich eine Belohnung!
Wirf zwischendurch immer mal ein Futterstück weg, damit der Hund es sich holen und zum Target zurücklaufen muss. Dort angekommen wird er verschiedene Dinge anbieten. Belohne jede Aktion, die zum richtigen Verhalten führt.
Dein Hund
- sieht den Target an
- läuft auf den Target zu
- schnüffelt am Target
- kratzt am Target
- Stellt eine Vorderpfoten drauf
- Stellt beide Vorderpfoten drauf
Sinn der Übung ist also, dass dein Hund sich das Trainingsziel so weit es geht selbst erarbeitet.
Stolpersteine in dieser Phase
Dein Hund ist misstrauisch gegenüber dem noch unbekannten Gegenstand oder zeigt null Interesse daran? Dann hilft ihm ein wenig. Schau ganz gezielt den Target an. Tu so, als ob du gerade die Entdeckung des Jahrhunderts gemacht hättest. Bewege den Target ein wenig und motiviere deinen Hund mit deiner Stimme.
Wenn der Hund verstanden hat, worum es geht und von sich aus beide Vorderpfoten auf den Target stellt, kannst du ein Signal einführen. Nenne es z.B. “Target”, “Ziel”, “Scheibe” oder was immer aus deiner Sicht am besten passt.
Ein Gegenstand, viele Möglichkeiten
Der Grundstein ist gelegt. Jetzt kannst du den Bodentarget in dein Hundetraining integrieren. Hierfür gebe ich dir einige Beispiele.
Den Hund in Position bringen
Du möchtest deinen Hund an einer bestimmten Stelle haben, z.B. ihn beim Aufbau der Leinenführigkeit in die Grundposition bringen, die Arbeit auf Distanz verbessern oder ihm beibringen, an einer bestimmten Stelle im Raum zu verweilen, falls er dazu neigt, dir ständig hinterher zu laufen.
Aufbau von Tricks
Das Tricktraining ist wohl der Bereich, in dem der Bodentarget am häufigsten eingesetzt wird. Möglich ist hier nahezu alles. Ich habe bei Rica z. B. das Pfötchen geben mit dem Bodentarget aufgebaut. Momentan arbeiten wir am Rückwärtsgehen, wofür wir ebenfalls den Bodentarget nutzen. Doch da geht noch mehr:
- Als Startpunkt, um den Menschen oder Dinge zu umrunden.
- Als Zwischenstation in einem Spiel bei dem der Hund verschiedene Aufgaben bewältigen soll.
- Übungen auf dem Target selbst, z.B. Pfötchen auf den Fuß (des Menschen) legen, nur Vorderpfoten drauf, nur Hinterpfoten drauf, alle Viere drauf. Hund dreht sich auf dem Target usw.
- Ein Bodentarget der besonderen Art ist ein Balancekissen. Es ist wackelig, der Hund muss sein Gleichgewicht halten und trainiert gleichzeitig seine Muskulatur. Auf dem Balancekissen kann der Hund z.b. Pfötchen geben, Vorderbeine drauf, Hinterbeine drauf, sich drehen usw.
- Du kannst in einer Trainingseinheit auch mehrere Bodentargets gleichzeitig verwenden. Dann stehen z. B. die Vorderbeine auf Target 1 und die Hinterbeine auf Target 2. Erhöhe den Schwierigkeitsgrad, indem du Targets unterschiedlicher Größen verwendest und variiere mit den Abständen.
Training mit unsicheren Hunden
Bei einem Hund, der wenig Selbstvertrauen hat, kann ein Bodentarget wahre Wunder bewirken. Diese Erfahrung habe ich mit Bobby gemacht. Natürlich war er anfangs misstrauisch gegenüber diesem komischen Ding. Nachdem er jedoch verstanden hatte, dass der Target ihm Gutes bringt, war er jedes Mal voller Vorfreude, wenn ich diesen herausgeholt habe. Er traute sich von nun an vermehrt auch andere Dinge zu und das Training mit ihm wurde für mich leichter. Bobby fühlte sich auf dem Target sicher. Er klebte anfangs oft wie eine Klette an mir. Mit dem Target war es möglich, ihn auch an anderer Stelle im Raum und weiter entfernt von mir zu positionieren, was er ohne weiteres akzeptierte.
Auch bei der Gewöhnung an Dinge, die beim Hund zunächst Unbehagen auslösen, kann der Bodentarget sehr hilfreich sein. Wir haben ein Lastenfahrrad, und Rica wollte anfangs dort partout nicht einsteigen, machte sogar einen großen Bogen, wenn sie das Fahrrad nur sah. Ein Bodentarget (in diesem Fall ihr heiß geliebtes Balancekissen) hat schließlich wesentlich dazu beigetragen, die Angst vor dem Ungetüm zu überwinden und einzusteigen.
Hunde müssen lernen, auch einmal unangenehme Berührungen auszuhalten. Stichwort Pflege und medizinische Versorgung. Hierbei kann ein Bodentarget wertvolle Hilfe leisten. So konnte ich meinen berührungsempfindlichen Bobby beibringen, sich abtrocknen zu lassen. Das Handtuch war in diesem Fall unser Bodentarget. Außerdem ist es möglich, bei Pflegemaßnahmen dem Hund entscheiden zu lassen. Ist er auf dem Target, darf ihm in Augen oder Ohren geschaut, er gebürstet werden usw. Steigt er vom Target herunter, hören auch die Maßnahmen auf.
Schlusswort
Wie du siehst, kannst du mit einem einzigen Gegenstand, der sehr preiswert ist, im Hundetraining eine Menge bewirken. Egal ob beim Hundesport, im Alltags- und Tricktraining oder beim Abbau von Unsicherheiten: Ein Bodentarget kann dir und einem Hund das Training sehr erleichtern.
Setzt du im Training mit deinem Hund ein Bodentarget ein? Wenn ja, welche Erfahrungen hast du gemacht, wenn nein, würde mich interessieren, warum nicht. Verrate es mir gern in einem Kommentar.
Wenn ich meinem Hund gelernt habe, mit den Vorderpfoten auf dem Target zu stehen. Wie lerne ich ihm dann, nur mit den Hinterpfoten drauf zu gehen. Oder muss ich mich für das eine oder andere entscheiden? Entweder Vorderpfoten oder Hinterpfoten?
Danke für die Untersützung und herzliche Grüße
Hallo Ulli, dazu gibt es 2 Möglichkeiten: 1. du lässt deinen Hund mit den Vorderpfoten auf den Target gehen, fütterst ihn dann aber nach vorne, so dass er mit den Vorderpfoten wieder runtergeht und so mit den Hinterbeinen drauf geht. Oder 2. falls dein Hund rückwärts gehen kann, kannst du ihn rückwärts auf den Target schicken. Dann ist er auch mit den Hinterbeinen zuerst drauf. Wenn du magst, kannst du gern eine Schnupperstunde bei mir buchen. Infos findest du unter
https://deinwegmithund.de/schnuppertraining-online/
LG Bettina