Das 10-Leckerli-Spiel und seine Möglichkeiten

von | 08.02.2025

In meinem Blogartikel zum Umgang mit Hundebegegnungen habe ich dir das 10-Leckerli-Spiel vorgestellt und angekündigt, darüber einen eigenen Beitrag zu schreiben. Heute löse ich mein Versprechen ein und erkläre dir ausführlich den Aufbau des 10-Leckerli-Spiels und wie du es einsetzen kannst.

10-Leckerli-Spiel – Was und wozu?

Das 10-Leckerli-Spiel ist eine Übung, durch die die Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit und Impulskontrolle deines Hundes gefördert werden. Das Tolle daran ist, dass du es u. a. während oder nach Situationen einsetzen kannst, die deinem Hund Schwierigkeiten bereiten. Dazu erzähle ich dir später mehr. Zunächst erkläre ich dir jedoch, worum es dabei genau geht.

Wie der Name bereits sagt, werden für dieses Spiel 10 Leckerchen benötigt. Es gliedert sich in zwei Phasen:

  1. Zählen und warten – Du zählst 10 Futterstücke in deine Hand, während dein Hund aufmerksam ist und ruhig wartet.
  2. Belohnung – Nachdem du zu Ende gezählt hast, gibst du deinem Hund sein Markersignal und wirfst das erste Leckerchen. Diese Belohnungssequenz wird so lange wiederholt, bis alle zehn Leckerchen aufgebraucht sind.

Die Anleitung, Schritt für Schritt

Du benötigst:

  • einen Futterbeutel, der mit Leckerchen gefüllt ist, die dein Hund gern mag,
  • ein Markersignal, das bereits aufgebaut ist und gut im Alltag funktioniert.

Die Übung:

  1. Dein Hund ist bei dir und dir gegenüber aufmerksam. Dabei ist es egal, ob er sitzt, steht oder liegt. Wichtig ist nur, dass dein Hund nicht auf dem Boden herumschnüffelt, etwas anderes in der Umgebung fixiert, bellt oder um dich herumspringt. Mit diesem Spiel soll das ruhige Abwarten geübt werden.
  2. Du nimmst ein Futterstück aus deiner Tasche, zählst laut „1“ und legst es in deine freie Hand. Dann nimmst du das nächste Futterstück aus der Tasche, zählst laut „2“ und legst es zu dem anderen Futterstück. Das wiederholst du, bis du bei 10 Futterstücken angekommen bist.
  3. Nun beginnt die Belohnungssequenz. Vorausgesetzt, dein Hund ist während des Zählens ruhig und aufmerksam geblieben. Du gibst ihm sein Markersignal und wirfst sofort das erste Futterstück. Dein Hund läuft los, um es sich zu holen. Sobald er wieder bei dir ist und dich ansieht, gibst du erneut dein Markersignal und wirfst das zweite Futterstück. Diesen Ablauf wiederholst du, bis alle Futterstücke aufgebraucht sind.
  4. Signalisiere deinem Hund, dass das Spiel vorbei ist, zum Beispiel mit dem Wort „fertig“ oder „Ende“.
10-leckerchen-spiel

Mache es deinem Hund anfangs leicht:

Wenn du das 10-Leckerli-Spiel zum ersten Mal mit einem Hund spielst, kann es sein, dass er noch nicht lange ruhig abwarten kann. Vermeide Fehler und lasse Frust gar nicht erst entstehen. Baue deshalb die Übung kleinschrittig auf. Zähle beim ersten Durchgang nur ein Leckerchen ab und belohne deinen Hund. Beim nächsten Durchgang zählst du zwei usw.

Stolperstein:

Insbesondere, wenn du gerade erst mit dem 10-Leckerli-Spiel anfängst, kann es passieren, dass dein Hund, während du zählst, unruhig wird, dich anspringt oder bellt. Wenn das passiert, sagst du freundlich „Schade“ und alle bisher abgezählten Leckerchen wandern zurück in die Tasche. Warte ein paar Sekunden ab und beginne dann das Spiel von vorn.

Einsatzmöglichkeiten:

Wie zu Anfang des Artikels schon erwähnt, ist das 10-Leckerli-Spiel hervorragend dafür geeignet, die Konzentration und die Impulskontrolle zu verbessern. Fällt es deinem Hund generell schwer, zu warten, kannst du das Warten damit spielerisch üben. Ist dein Hund jagdlich motiviert, kannst du es überall dort einsetzen, wo du die Aufmerksamkeit deines Hundes auf dich umlenken möchtest. Zudem beinhaltet das 10-Leckerli-Spiel Elemente aus dem Jagdverhalten. Somit kannst du deinem Hund das Bedürfnis nach Hetzen oder Stöbern erfüllen.

Das 10-Leckerli-Spiel macht den meisten Hunden Spaß und natürlich kannst du es ebenso gut einsetzen, um mit deinem Hund einfach nur zu spielen.

Beispiel 1: Bellen reduzieren

Rica ist eine besonders bellfreudige Hündin. Zwar ist sie auf ihre alten Tage schon etwas ruhiger geworden, doch eine Zeit lang hat sie nahezu jedes Geräusch von draußen dazu veranlasst, ihre Stimme lauthals zu erheben und kundzutun, dass da irgendetwas vor sich geht.

Ich habe mit Rica das 10-Leckerli-Spiel aufgebaut. Schon nach wenigen Übungseinheiten hat sie verstanden, dass das Zählen eine Ankündigung einer Belohnung ist. Das machte ich mir insbesondere dann zunutze, wenn ich mich im Obergeschoss aufhielt und sie unten vor der Terrassentür anfing zu bellen. Ich begann zu zählen – und es dauerte nicht lange, bis meine Hündin ihr Bellen vergaß und zu mir nach oben kam, um sich ihre Belohnung abzuholen.

Beispiel 2: Herunterfahren nach Hundebegegnung

Paul hat trotz seines Alters von circa vier Jahren so gut wie nichts kennengelernt. Er reagiert auf viele Umweltreize sehr stark, ganz besonders auf andere Hunde. Zu denen möchte er am liebsten immer hin. Nach manchen Begegnungen mit Artgenossen ist er so aufgeregt, dass er sich nur schwer wieder beruhigen kann. Sobald kein anderer Hund mehr in Sichtweite ist, spiele ich mit Paul das 10-Leckerli-Spiel, und meistens bessert sich seine Stimmung danach.

Variationen:

  • Es müssen nicht immer 10 Leckerchen sein. Du kannst auch schon nach 3, 5 oder 8 Futterstücken mit dem Werfen beginnen.
  • Wirf im Wechsel hoch in die Luft und dann wieder nah am Boden (wie Kegeln).
  • Baue nach dem Zählen eine zusätzliche Übung ein. Das kann zum Beispiel ein Sitz oder das Stupsen an die Hand sein.

Schlusswort:

Ich mag Übungen, bei denen der Hund auf spielerische Weise Dinge lernen kann, die ihm häufig sehr schwerfallen. Ruhiges Abwarten, die Aufmerksamkeit trotz Ablenkung auf den Menschen zu richten und sich zu konzentrieren, fällt vielen Hunden nicht leicht. Mit dem 10-Leckerli-Spiel haben wir jedoch ein Tool, mit dem wir genau diese Dinge üben können. Probiere es doch bei der nächsten Gassirunde oder im Garten einfach mal aus. Ich wünsche dir viel Spaß dabei.

Bitte Beachte: Das Kommentarfeld ist in erster Linie zur Diskussion Rund um den Blogartikel gedacht. Individuelle Fragen, die deinen Hund betreffen, können hier nicht beantwortet werden. Wenn du Hilfe im Alltag oder bei Problemen mit deinem Hund brauchst, nimmt bitte Kontakt mit mir auf.

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