Arbeit mit ängstlichen Hunden. Für mich bedeutet das nicht nur, an den auslösenden Reizen zu trainieren. Ein entscheidender Faktor, der zum Abbau von Angst beiträgt ist die Stärkung des Wohlbefindens und die Gewinnung von Selbstvertrauen auf der anderen Seite.
In diesem Artikel stelle ich dir verschiedene Dinge vor, die zur Stärkung des Wohlbefindens und des Selbstvertrauens deines Hundes beitragen.
Grundlegende Übungen
Es ist hilfreich, wenn dein Hund ein paar grundlegende Übungen beherrscht. Auf diese werde ich hier nur kurz eingehen, denn zu fast allen habe ich bereits eigenen Blogartikel geschrieben.
Das Markersignal
Das Markersignal wird gegeben, sobald der Hund gewünschtes Verhalten gezeigt hat. Nach dem Markersignal folgt eine Belohnung. Es ist bei ängstlichen und unsicheren Hunden besonders effektiv, weil man damit zum einen sehr dosiert am Auslöser arbeiten kann und es zum anderen Sicherheit in schwierigen Situationen gibt. Ein im Alltag etabliertes Markersignal Hat der Hund mit etwas positivem verknüpft. Wenn er es wahrnimmt, werden sich seine Emotionen deshalb ein Stück weit verbessern. Wie du ein Markersignal aufbaust und im Alltag anwendest, erfährst du in meinem Blogartikel.
Click für Blick
Diese Übung setzt voraus, dass du ein Markersignal aufgebaut hast und schon eine Weile im Alltag mit deinem Hund verwendest. Hier wird das freiwillige Hinweden zum Auslöser trainiert. Immer, wenn der Hund sich zu einem Gegenstand, vor dem er sich fürchtet, hinwenden kann, bekommt er den Marker und die erwartete Belohnung. Auch hier erfährst du genaueres im Artikel.
Orientierung zum Menschen
Du hast schon sehr viel gewonnen, wenn du es schaffst, dass dein Hund sich freiwillig auch unter Ablenkung zu dir orientieren kann.
Die folgende Übung, bei Der es um die freiwillige Orientierung deines Hundes zu dir geht, kannst du in jeden deiner Spaziergänge einbauen:
Beobachte deinen Hund. Gib ihm seinen Markersignal, sobald du merkst, dass er seine Aufmerksamkeit dir zuwendet. Dabei muss er dich nicht anschauen. Es reicht eine kleine Drehung seines Kopfes in deine Richtung. Wenn du das regelmäßig in deine Spaziergänge einfließen lässt, wirst du bemerken, dass dein Hund sich öfter Freiwillig zu dir umorientiert.
Mit Der Nase an die Hand stupsen
Das Stupsten mit der Nase an die Hand, auch Handtouch genannt, kannst du sehr gut als Alternativverhalten in schwierigen Situationen aufbauen. anstatt z. B. zu bellen oder in die Leine zu springen, kann der Hund mit der Nase deine Hand berühren und an deiner linken Seite einchecken.
Suchspiele
Eine hervorragende Beschäftigung für jeden Hund sind Suchspiele. Sie fördern das körperliche, aber vor allem auch psychische Wohlbefinden. Suchaufgaben stellen Anforderungen an das Denkvermögen und die Fähigkeit, Probleme zu lösen. Das Finden von Futter oder Gegenständen ist jedes Mal ein Erfolgserlebnis. Erfolgserlebnisse sind insbesondere für ängstliche Hunde von enormer Bedeutung.
Suchen kann dein Hund überall, im Haus, im Garten oder auf der Gassirunde. Von einfach bis komplex sind deiner Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Hier ein paar Beispiele für Suchaufaben, die sich gut in den Alltag einbauen lassen:
- Streue Leckerlis ins Gras.
- Verstecke Spielzeug und andere Gegenstände im Haus oder Garten.
- Benutze einen Schnüffelteppich oder andere Gegenstände in denen du Futter verstecken kannst.
Inselspaziergang
Ein Inselspaziergang ist eine tolle Möglichkeit, einem ängstlichen Hund draußen Sicherheit und Stabilität zu geben. Wähle dazu eine Gassistrecke, die ihr von nun an häufiger nutzen werdet. Es sind die Wiederholung und die Vorhersehbarkeit, die hier den Erfolg bringen.
Überlege dir, an welchen Plätzen auf dieser Strecke du kleine „Inseln“ schaffen kannst, an denen dann bestimmte Dinge stattfinden. Hier ein Beispiel zur Verdeutlichung:
Du gehst mit deinem Hund auf einem Wanderweg. Nach ca 100 m kommt ihr zu einer Wiese. Diese ist für euch die erste Insel. Sie bedeutet ruhige Aktivität. Du schlenderst mit deinem Hund in ruhigem Tempo über diese Wiese, dein Hund kann dabei im Gras schnuppern. Zwischendurch kannst du auch ein paar Tricks mit ihm üben.
Nach einer Weile setzt ihr euren Weg fort. Eure nächste Station ist eine Bank. Hier ist ausruhen für Mensch und Hund angesagt. Während du auf der Bank Platz nimmst Kann dein Hund sich in seiner Umwelt umschauen oder einfach ein Weilchen dösen.
Weiter geht’s und eure nächste Station ist ein herumliegender Baumstamm. Lasse deinen Hund darauf balancieren.
Ihr kommt schließlich an eine Weggabelung. Lass deinen Hund entscheiden, wo er langgehen möchte.
Wie viele Inseln du wählst und wie du sie gestaltest, bleibt allein dir überlassen. Achte nur darauf, dass du die Spaziergänge an de Bedürfnissen deines Hundes ausrichtest. Schließlich soll es deinem Hund dabei gutgehen.
Shaping
Das Shaping ist eine Herangehensweise, um Verhalten beim Hund auszulösen. Es eignet sich aber auch hervorragend zur Beschäftigung von ängstlichen und unsicheren Hunden, da es viele kleine Erfolgserlebnisse verschafft.
Doch was ist Shaping eigentlich? Shaping bedeutet Formen. Dabei probiert der Hund selbst aus, welches Verhalten gewünscht ist. Wir belohnen also nicht erst das Endverhalten, sondern jeden richtigen Schritt dorthin.
Mein Hund Bobby war ein sehr ängstlicher Kandidat. Indem ich das Shaping immer wieder bei ihm angewandt habe, hat er enorm an Selbstvertrauen gewonnen.
Entdecke die Möglichkeiten
Sich selbst ausprobieren, das kann der Hund bei dem folgenden Spiel.
Baue einen kleinen Parcours aus verschiedenen Gegenständen auf. Lass deinen Hund währenddessen in einem anderen Raum warten. Für den Parcours kannst du sowohl Hundespielzeug, als auch Alltagsgegenstände wie Plastikbecher, Plastikschüsseln, Kartons, Handtücher und Ähnliches verwenden.
Nun holst du deinen Hund ins Zimmer, und es geht los. Deine einzige Aufgabe besteht darin, deinen Hund für jede Interaktion mit den Gegenständen zu belohnen. Egal was es ist die Hauptsache es ist eine Beschäftigung mit einem der Gegenstände. Das kann sein:
- Ansehen
- Darauf zugehen
- Beschnuppern
- Anstupsen
- Umschmeißen
- Sich draufstellen
- Eine Pfote drauflegen
- Usw.
Wozu ist das gut? Der Hund hat viele Erfolgserlebnisse. Diese stärken sein Selbstvertrauen. Der Hund lernt spielerisch, dass er etwas bewirken kann. Außerdem lernt er auf diese Weise verschiedene Gegenstände kennen und dass von diesen keine Gefahr ausgeht.
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Schleckmatte
Schleckmatten für Hunde und Katzen kann man mittlerweile in jedem Zoofachhandel kaufen. Man kann aber auch eine Backmatte aus Silikon nehmen. Wichtig ist, dass es Rillen und Vertiefungen gibt, in die man Frischkäse, Leberwurst, Quark oder ähnliches schmieren kann.
Schlecken und Kauen baut Stress ab, sorgt eine Weile für Beschäftigung und steigert das Wohlbefinden. Was will man mehr?
Rituale
Wir kennen und lieben sie alle und sprechen kaum darüber: Unsere kleinen Alltagsgewohnheiten. Der Lieblings-Podcast beim Frühstück, ein Cappuccino in der Mittagspause oder ein paar Seiten lesen vor dem Schlafengehen. Das alles sind kleine Rituale, die uns den Alltag versüßen und uns gerade in schwierigen und unsicheren Zeiten ein Gefühl von Beständigkeit geben.
Die gleiche Wirkung haben Alltagsrituale auf unsere Hunde. Ob ein kleines Zerrspiel am Morgen, eine Kuschelrunde auf dem Sofa am Nachmittag oder vor dem Schlafengehen eine Leckerei, die dein Hund besonders gern mag. An diese angenehmen Dinge gewöhnt dein Hund sich schnell. Auch wenn Hunde nicht das Zeitgefühl haben, wie wir es empfinden, wissen sie genau, wann etwas tolles passiert. Und Vorfreude ist bekanntlich immer die schönste Freude.
Schlusswort
Das Leben mit einem ängstlichen Hund Stellt uns Menschen vor so manche Herausforderung. Wie du in diesem Artikel erfahren hast, gibt es viele Möglichkeiten, seinem Hund im Alltag ein gutes Lebensgefühl zu verschaffen, dadurch sein Selbstvertrauen zu stärken und ihm so bei der Überwindung seiner Angst zu unterstützen.
Schreibe in die Kommentare: Hast du Erfahrungen mit einem ängstlichen Hund gemacht? Was hat deinem Hund geholfen, seine Angst zu überwinden?
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