Kaum ein Thema beschäftigt die Hundewelt so sehr wie das Aufeinandertreffen von verschiedenen Menschen und Hunden beim Spazierengehen. In sozialen Netzwerken werden oft hitzige Diskussionen geführt, und leider kommt es auch draußen nicht selten zu unschönen Szenen. Da sieht man Hunde, die bellend und knurrend in der Leine hängen, Menschen die ihre Hunde anschreien oder sich gegenseitig die Schuld für das Eskalieren eine Hundebegegnung geben.
Meinen Hundeblog gibt es schon sehr lange, doch ich habe hier noch nie etwas zu Hundebegegnungen geschrieben. Das liegt wahrscheinlich auch daran, weil ich in den ganzen Jahren als Hundehalterin selbst nie das große Thema mit Hundebegegnungen hatte. Mit dem Einzug unserer beiden Bracken-Jungs Paul und Charly im August dieses Jahres hat sich das ein wenig geändert. Beide haben, obwohl sie schon lange erwachsen sind, so gut wie nichts von der Umwelt kennengelernt. Dementsprechend stark reagieren sie auf fast alles, was draußen so passiert, vor allem aber auf andere Hunde.
Bei allem, was ich den letzten Wochen in Sachen Hundebegegnungen erlebt habe, geht mir immer wieder dieser eine Gedanke durch den Kopf: Die meisten Begegnungen müssten nicht so ablaufen, wie sie es tun. In diesem Artikel geht es um häufige Fehler, die Menschen in Hundebegegnungen machen, die aber möglichst vermieden werden sollten.
1. Den eigenen Hund bestrafen
Die folgende Szene gehört für mich schon fast zum Alltag, leider. Wir gehen spazieren. Uns kommt ein Mensch mit seinem Hund entgegen. Je näher wir uns kommen, desto unruhiger wird der andere Hund. Der oder die Halter:in tut in diesem Moment nichts. Dann, kurz bevor wir aneinander vorbeigehen, eskaliert der Hund, springt in die Leine, bellt und knurrt, was das Zeug hält. Jetzt ist auch endlich der zugehörige Mensch erwacht, doch anstatt seinem Hund zu helfen, indem er Ruhe ausstrahlt und ihn an uns vorbeileitet, wird geschimpft, an der Leine geruckt, ins Halsband gegriffen und der Hund nach oben gerissen. Ich muss das alles mit ansehen und ertragen, was wiederum meiner eigenen Impulskontrolle alles abverlangt.
Ich kann verstehen, dass es Menschen unangenehm ist, wenn der Hund in Begegnungen mit andern abgeht wie ein Flitzebogen. Aber ist Strafen eine Lösung? Meine eindeutige Antwort lautet Nein! Der Hund reagiert nicht so, weil er seine:n Halter:in jetzt mal so richtig ärgern will, sondern weil es ihm in der Begegnung überhaupt nicht gut geht. Die Gründe dafür können vielschichtig sein.
Was lernt ein Hund, der in einer Begegnung mit anderen Hunden (regelmäßig) gegängelt wird? – Dass es für ihn richtig doof wird, wenn ihm ein anderer Mensch mit seinem Hund begegnet. Somit wird sich seine Reaktion auch immer weiter steigern. Der Mensch hat also nichts gewonnen, wenn er ebenso heftig wie sein Hund reagiert.
2. Einfach stehen bleiben
Es ist heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr, dass in Haushalten mehr als ein Hund lebt, und so gehen Menschen auch mit mehreren Hunden gleichzeitig Gassi. Doch manchmal habe ich das Gefühl, dass viele Menschen erschrocken sind, wenn mein Mann und ich ihnen mit 3 Hunden entgegenkommen. Anstatt an uns vorbeizugehen, nachdem wir ihnen Platz gemacht haben, bleiben sie einfach stehen, als wären sie gerade am Boden festgewachsen. Und je länger alle stehen bleiben, desto schwieriger wird es für meine Hunde, das auszuhalten. Infolgedessen werden sie immer unruhiger.
Dabei wäre es doch viel einfacher, wenn diejenige Person, die nur einen Hund mit sich führt, an den drei Hunden vorbeigehen würde, als umgekehrt. Mir ist schon klar, dass man mit manchen Dingen nicht rechnet, nicht weiß, wie man sich verhalten soll und dann erst mal gar nichts tut. Stehen bleiben ist jedoch auch keine Lösung.
Wenn dir ein Mensch mit mehreren Hunden begegnet, der extra für dich Platz macht, Geh einfach weiter und versuche dabei, genügend Abstand zwischen euch zu schaffen.
3. Wenn Kinder Gassi gehen
An dieser Stelle mal ein dringender Appell an alle Eltern: Bitte übernehmt Verantwortung für eure Kinder und eure Hunde und schickt eure zehn- bis zwölfjährigen Sprösslinge nicht ohne Vorbereitung mit dem Hund los. Mit überforderten Kindern hatte ich es innerhalb einer Woche gleich mehrfach zu tun, und ich muss sagen, das waren für mich echte Herausforderungen, die ich nicht allzu oft haben muss! Begegnungen mit anderen Hunden sind für Paul und Charly manchmal noch schwierig. Ich manage das mit ihnen, aber wenn ich zeitgleich noch die Kinder anleiten soll, wird es für mich auch schon mehr als sportlich. Ich bin nicht Multitasking. Außerdem ärgert es mich, dass Erwachsene sich an dieser Stelle ihrer Verantwortung entziehen.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich finde es vollkommen in Ordnung, dass Kinder mit Hunden spazieren gehen, und so lernen, Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen. Doch Kinder müssen erklärt bekommen, wie sie sich verhalten, wenn ihnen Menschen mit Hunden begegnen. Das ist nun mal der Job der Eltern und nicht der andern Hundehalter:innen.
4. Den Hund frontal auf andere Hunde zulaufen lassen
Wenn wir einmal Hunde im Freilauf beobachten fällt auf, dass diese nicht frontal aufeinander zugehen, sondern sich in einem Bogen einander nähern. Die frontale Annäherung empfinden die meisten Hunde unangenehm. Es kommt zu körpersprachlichen Missverständnissen und manchmal kracht es dann eben auch zwischen Hunden, die direkt aufeinander zugeführt werden.
Konflikte solcher Art können vermieden werden, indem jede:r seinen/ihren Hund auf die Seite nimmt, die dem anderen Hund abgewandt ist. So ist genügend Abstand und der Mensch als Puffer dazwischen, was der Begegnung gleich etwas mehr Ruhe verschafft.
5. sich für das Verhalten seines Hundes rechtfertigen
Ich habe Verständnis dafür, dass es Menschen unangenehm ist, wenn der eigene Hund in einer Begegnung eskaliert. Doch es gibt nicht wenige, die verfallen dann in einen Redeschwall der Rechtfertigungen, warum der Vierbeiner gerade so ausrastet. Doch das ist alles andere als Zielführend. Niemand muss sich für sein Verhalten oder für das Verhalten seines Hundes entschuldigen. Menschen sind wie sie sind und Hunde sind es eben auch.
6. andere Hundehalter:innen maßregeln
Stell dir vor, du triffst auf einen anderen Menschen mit seinem Hund, und der Hund macht ordentlich Ramba-Zamba. Du hast dir viel Wissen angeeignet und dir fällt sofort etwas ein, das du an Stelle des anderen Hundehaltes jetzt tun würdest. Sofort lässt du deine Gedanken aus deinem Kopf und hältst erst mal einen mehrere Minuten andauernden Monolog darüber, was hier alles schiefgelaufen ist und wie die Person es doch beim nächsten Mal unbedingt anders machen muss.
Sicher meinst du es nur gut und möchtest helfen. Aber Hilfe hat zwei Seiten, und wenn sie ungefragt kommt oder gar aufgezwungen wird, dann ist das keine Hilfe, sondern es ist übergriffig. Mir fällt dazu ein bekanntes Zitat ein:
Ratschläge sind auch Schläge.
Wenn ich in eine solche Situation komme, handhabe ich das oft so, dass ich die andere Person anlächle, um still zu sagen: „Hey, alles in Ordnung” Ein Lächeln sagt oft mehr als tausend Worte.
Wie würde die ideale Hundebegegnung aussehen…
… wenn es sie denn gäbe? Wir leben nicht unter Laborbedingungen und der Alltag hält oftmals die eine oder andere Überraschung bereit, mit der wir nicht rechnen, auch wenn wir noch so gut vorbereitet sind. Aber in Gedanken können wir uns doch gern mal die Welt so machen, wie sie uns gefällt.
Eine für mich ideale Hundebegegnung würde folgendermaßen ablaufen:
- Ich sehe einen Menschen mit seinem Hund mir entgegenkommen, und der andere Mensch sieht mich. Wir beide handeln vorausschauend und nehmen frühzeitig unsere Hunde auf die jeweils dem anderen Hund abgewandte Seite
- Meine Hunde nehmen den anderen Hund wahr, und bekommen ihr Markersignal, denn hingucken ist erlaubt, und deshalb gibt es dafür Feedback von mir.
- Wir begegnen uns. Wir Menschen begrüßen uns, sprechen miteinander ab, ob auch die Hunde sich begrüßen dürfen. Alles läuft ruhig und entspannt ab.
- Dann geht jeder mit seinem Hund(en) seine eigenen Wege.
Während ich das hier schreibe,, überlege ich, ob das wirklich so abwegig ist. Zumindest können wir einen erheblichen Anteil dazu beitragen, damit Hundebegegnungen entspannter verlaufen.
Schlusswort
Hundebegegnungen gehören zum Alltag mit unseren Vierbeinern dazu. Sie können manchmal herausfordernd sein, müssen jedoch nicht zwangsläufig zu unangenehmen Situationen führen. Indem wir uns bewusst machen, welche Stolperfallen es gibt und wie wir sie umgehen können, tragen wir aktiv zu einem harmonischeren Miteinander bei.
Es liegt in unserer Verantwortung als Hundehalter:innen, vorausschauend zu handeln, Ruhe auszustrahlen und unseren Hunden in herausfordernden Momenten Sicherheit zu geben. Wir Menschen sollten mehr Rücksicht aufeinander nehmen, anstatt miteinander zu streiten, andere zu maßregeln oder den eigenen Hund zu bestrafen. Indem wir Hundehalter:innen uns ruhig und besonnen verhalten, zeigen wir unseren Vierbeinern, dass Hundebegegnungen nichts sind, worüber man sich aufregen muss.
Denken wir daran: Jede Begegnung ist eine Chance, unseren Hunden etwas beizubringen und selbst dazuzulernen. Mit Geduld, Verständnis und dem richtigen Umgang können wir dazu beitragen, dass Hundebegegnungen für alle Beteiligten entspannter und angenehmer verlaufen.
Schreibe in die Kommentare: Welches war oder ist bisher deine größte Herausforderung beim Aufeinandertreffen mit anderen Menschen und ihren Hunden?
Liebe Bettina, ich wünschte, deinen Beitrag würde jeder Hundehalter lesen!
Wie entspannt könnte die Hunderunde für unsere Lieben sein! Ich kann es gar nicht ertragen, wenn Hunde für die Fehler ihrer Halter von ihnen auch noch so bestraft werden.
Es bricht mir das Herz, daran vorbeigehen zu müssen. Danke für deine Aufklärung ❤️
Hallo Nadine,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Ich kann es auch immer schwerer ertragen, wenn ich sehe, wie einige Menschen mit ihren Hunden umgehen. Vielleicht liest ja der eine oder andere und denkt dadurch über sein eigenes Handeln nach.