Das Ausdrucksverhalten des Hundes ist ein faszinierendes und komplexes Thema, das weit über Bellen, Jaulen oder Schwanzwedeln hinausgeht. Dein Hund nutzt eine Vielzahl von Ausdrucksformen, um sich mitzuteilen und seine Bedürfnisse und Emotionen zu kommunizieren. In diesem Artikel werden wir uns intensiv mit den verschiedenen Kommunikationsformen deines vierbeinigen Freundes beschäftigen. Dabei werden wir die Lautsprache, die Körpersprache und die Duftsprache der Hunde genauer betrachten. Zudem räumen wir auf mit alten Zöpfen, um zu erreichen, dass es weniger Missverständnisse zwischen Hund und Mensch gibt..
Die Lautsprache
Die Lautsprache umfasst alles, was man über das Gehör wahrnehmen kann. Bei Hunden denken wir dabei sofort an das Bellen. Doch bellen ist nur eine von vielen Formen der Lautäußerung.
Für uns Menschen ist das sprechen mit Worten die bedeutendste Ausdrucksform. Hunde sprechen insgesamt betrachtet weniger geräuschvoll als unsereins.
Bellen und Knurren
Hunde bellen am Gartenzaun, wenn jemand am Grundstück vorbeigeht oder jemand das Grundstück betritt. Sie bellen beim Spaziergang, wenn sie etwas sehen, was ihnen nicht geheuer ist. Sie bellen auch, wenn sie Aufmerksamkeit haben wollen. Oder wenn sie allein gelassen werden und Trennungsstress empfinden…
Anhand dieser Aufzählung, die mir gerade spontan durch den Kopf gegangen ist, siehst du, dass Hunde in den unterschiedlichsten Lebenslagen bellen. Viele Menschen empfinden bellen als störend. Begibt man sich mal auf Google und gibt das Wort „bellen“ ein, wird ziemlich weit oben „bellen abgewöhnen“, angezeigt, was bedeutet, dass danach sehr häufig gesucht wird. Ich kann dabei nur mit dem Kopf schütteln und denke dann: “Warum holt man sich einen Hund, wenn einen das Bellen stört?”
Einem Hund das Bellen abzugewöhnen ist, als würde man einem Menschen das Sprechen verbieten.
Aber was bedeutet es, wenn der Hund bellt? Leider muss ich hier die unbefriedigende Antwort „Kommt drauf an.“ geben. Wenn mich ein:e Hundehalter:in kontaktiert, deren Hund vermeintlich zu viel bellt, frage ich immer nach, wie sich das Bellen genau anhört, denn Bellen kann auf sehr unterschiedliche Weise auftreten. Nachfolgend einige Beispiele:
- Tonlage: hoch oder tief, auch beides gemischt ist möglich.
- Dauer: kurze aufeinanderfolgende Laute oder längere Laute mit kleinen Pause oder größeren Unterbrechungen dazwischen.
- Lautstärke: Leises Wuffen oder lautes, kräftiges Bellen.
- Außerdem kann bellen auch mit Knurren oder mit jaulen verbunden werden.
Auch das Knurren ist eine Form des Ausdrucksverhaltens, die man als Mensch ernst nehmen sollte. Leider begegnen wir insbesondere in sozialen Netzwerken immer wieder Aussagen, wie: „Mein Hund hat mich oder andere nicht anzuknurren” oder „Ein Hund, der knurrt ist schlecht erzogen.” Die Folge dessen ist, dass Hunde, die knurren oft mit Strafreizen konfrontiert werden, die einfach nur unangemessen sind!
In meinem Blogartikel Knurren ausdrücklich erwünscht beschreibe ich ausführlich, was es mit dem Knurren auf sich hat und warum es sogar gefährlich werden kann, einem Hund das Knurren zu untersagen.
Wenn du deinem Hund das Knurren verbietest, ziehst du dir eine tickende Zeitbombe heran!
Jaulen, winseln, Fiepen
Neben Bellen und Knurren umfasst die hörbare Sprache auch Laute, die in die Kategorie Jaulen, Fiepen, Winseln und Heulen einzuordnen sind. Auch hier gibt es die unterschiedlichsten Tonlagen und Ausprägungen. Doch wann jaulen Hunde? Hier einige Beispiele:
- Der Hund hat Schmerzen.
- Der Hund hat Angst oder Stress.
- Intakte Rüden geben jaulende Laute von sich, wenn in der Nachbarschaft eine Hündin läufig ist.
- Wenn sie allein gelassen werden und darunter leiden
- Aus Frust
Anhand dieser Beispiele lässt sich ableiten: Jaulen bedeutet, dass etwas nicht stimmt. Jault dein Hund und tut er das öfter, dann schau bitte genauer hin und suche nach der Ursache.
Die Körpersprache
Die Körpersprache ist das wichtigste Kommunikationsmittel unserer Hunde. Hier wird von den Menschen sehr viel hineininterpretiert. Somit entstehen dann Aussagen wie: „Ein Hund, der mit dem Schwanz wedelt, freut sich“. Die Körpersprache unserer Vierbeiner ist so komplex, dass darüber ganze Bücher verfasst werden. Aufgrund der Komplexität werde ich dir hier nur einen kurzen Einblick in die Körpersprache des Hundes geben und werde mich dabei auf das beschränken, was der Hund mit den einzelnen Körperteilen machen kann, um zu kommunizieren. Die nachfolgende Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Kopf
- nach vorn gerichtet, dabei manchmal langgestreckt
- abgewandt von einem Reiz
- nach unten gerichtet
Augen
- offen oder geschlossen
- Pupillen eng oder erweitert
- weiß in den Augen
Ohren
- Stehohren aufgerichtet, Schlappohren herabhängend
- eng an den Kopf gelegt, deuten nach hinten
- nach vorn gerichtet
Maul
- geschlossen
- leicht geöffnet
- weit geöffnet, Zähne sichtbar
- Zunge heraushängend
Körperschwerpunkt
- bedeutet, dass der Körper insgesamt entweder nach vorn, oben, nach hinten oder nach unten gerichtet ist.
Fell
- Fell glatt am Körper anliegend
- Fell im Nacken oder an der Rute gestreubt
Schwanz (Rute)
- über oder unter der Rückelinie getragen, nachmal auch als Abschluss der Rückenlinie (gerade)
- Zwischen den Hinterbeinen eingeklemmt
- schnelles oder langsames Wedeln, dabei kann die Rute sowohl nach oben als auch nach unten gerichtet sein.
Das war nur ein kurzer Anriss der Körpersprachlichen Ausdrucksform. Man könnte in den einzelnen Bereichen noch viel mehr ins Detail gehen. Hier soll es aber erst einmal dabei belassen sein.
Beschreiben statt interpretieren
Natürlich möchte jeder wissen, was es bedeutet, wenn der Hund zz. B. die Ohren anlegt oder die Rute einklemmt. Nur allzu schnell verfallen wir Menschen ins Interpretieren: Ein Hund, der mit dem Schwanz wedelt, freut sich, ist wohl das klassischste Beispiel für voreilige Interpretation. Aber das Interpretieren ist erst der zweite Schritt und führt oft zu Fehleinschätzungen, wenn er vor dem ersten Schritt gegangen wird.
Eine Beschreibung der Körpersprache ist eine neutrale Formulierung. Sie beschränkt sich auf das, was auf einem Bild, auf einem Video oder live, z. B. bei einer Hundebegegnung zu sehen ist. Ein beschreibender Text könnte so aussehen:
Durch das Beschreiben gewinnt man ein gGesamtbild was die anfängliche Interpretation oftmals ganz anders aussehen lässt. Körpersprachemuss immer im Kontext auf die gesamte Situation betrachtet werden.
Versuche doch einfach mal, dieses Bild zu beschreiben…
Die Duftsprache
Nun bin ich bei dem Teil angelangt, der mich am meisten fasziniert. Das ist die Verständigung über Gerüche, auch olfaktorische Kommunikation genannt. Bei uns Menschen spielt sie eine eher geringfügige Rolle. Hier fällt mir nur ein, dass wir Parfum oder Deo benutzen. Oder der Spruch, man könne eine bestimmte Person nicht riechen, wenn man jemanden nicht ausstehen kann. Aber im Vergleich zu unseren Hunden sind wir, was die Riechfähigkeit betrifft, mit der Sparversion ausgestattet. Hunde haben hier im wahrsten Sinne des Wortes die Nase vorn.
Wusstest du, dass Hunde ungefähr 20-mal so viele Riechzellen haben, wie wir Menschen, oder dass Hunde quasi „in Stereo” riechen können? Das bedeutet, dass sie zwei unterschiedliche Gerüche durch jedes Nasenloch gleichzeitig wahrnehmen können. Aber das Riechen spielt auch für die Orientierung der Hunde eine ganz bedeutende Rolle. Es ist vergleichbar mit dem Sehen beim Menschen.
Social Media für Hunde
Dieses Bild zeigt eine Wiese in einem Park. Was für uns wie ein Ort der Ruhe aussieht, ist für Hunde eine Riesen-Informationsquelle. Vor allem im Gras und in Büschen Schnuppern Hunde gern. Sie tun das, weil sie durch das Schnuppern Informationen, vorwiegend über Artgenossen und andere Tiere erhalten. So wissen sie genau, wer vor ihnen hier war. Doch nicht nur das. Die Pheromone, die andere Hunde durch Markieren hinterlassen, geben Aufschluss über Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand und bei Hündinnen, ob sie (bald) läufig sind.
Wie Hunde den Menschen helfen
Schon lange weiß der Mensch von den hervorragenden Fähigkeiten der Hunde, was das Riechen und das Unterscheiden von Gerüchen angeht und setzt sie für Aufgaben ein, bei denen der Geruchssinn eine große Rolle spielt. Hunde helfen bei der Suche von vermissten Personen oder Tieren. Dabei wird ihnen ein Gegenstand, den die vermisste Person benutzt hat, zum schnuppern vor die Nase gehalten und die Hunde nehmen dann diese Spur auf. Speziell dafür ausgebildete Warnhunde erleichtern das Leben von Menschen, die etwa an Epilepsie oder Diabetes erkrankt sind. Spürhunde finden Drogen, Waffen oder Sprengstoff unter Einsatz ihres hervorragenden Geruchssinns.
Schlusswort
Die Sprache seines Hundes zu verstehen und richtig zu deuten ist der Schlüssel zu einer harmonischen und vertrauensvollen Beziehung. Indem du die Lautsprache, Körpersprache und Duftsprache deines Hundes besser kennenlernst, kannst du seine Bedürfnisse und Emotionen besser einschätzen und entsprechend darauf reagieren. Dies fördert nicht nur das gegenseitige Verständnis, sondern stärkt auch die Bindung zwischen dir und deinem vierbeinigen Mitbewohner.
Schreibe in die Kommentare: Ist es zwischen dir und deinem Hund schon mal zu Missverständnissen gekommen, weil du seine Signale nicht richtig einschätzen konntest? Welche Auswirkungen hatte es und was hast du daraus gelernt?
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