„Positives Hundetraining funktioniert nicht.“ – Immer wieder taucht dieser Satz vor allem in den sozialen Medien auf. Über den „richtigen“ Umgang mit dem Hund wird oft sehr kontrovers diskutiert und gestritten. Wir, die auf Basis von Belohnung mit dem Hund arbeiten, müssen uns oft anhören, dass unsere Hunde ja nur mitmachen, weil es Futter gibt. Dass sie alles dürfen und keine Grenzen kennen.
Doch was bedeutet positives Hundetraining wirklich? Wie lernen Hunde? Wie kann man den Alltag und das Training gestalten? Mit diesen Fragen beschäftige ich mich nachfolgend ausführlich.
Was ist positives Hundetraining?
Schauen wir uns zunächst einmal an, was mit dem Begriff „positives Hundetraining“ überhaupt gemeint ist. Dazu gibt es keine allgemeingültige Definition. für mich bedeutet positives Hundetraining, freundlich und fair mit dem Hund umzugehen, seine Bedürfnisse zu berücksichtigen und neues Verhalten auf Basis von Belohnung aufzubauen. Ich konzentriere mich nicht auf das, was der Hund nicht tun soll, sondern das, was der Hund gut und richtig macht, wird gezielt gefördert und verstärkt.
Zwei Arten des Lernens
Wenn du deinem Hund etwas Neues beibringen möchtest, hast du folgende Möglichkeiten:
- Du konzentrierst dich auf das, was dein Hund gut und richtig macht und belohnst ihn dafür. – Verhalten tritt häufiger auf.
- Du siehst nur das, was er nicht tun soll und bestrafst ihn dafür. – Verhalten tritt seltener auf.
In meinem Verständnis für freundliches und faires Hundetraining sollte nach Möglichkeit nur die erste Variante in Betracht kommen.
Positive Verstärkung
Die positive Verstärkung ist ein Element aus der operanten Konditionierung und bedeutet, dass auf ein gezeigtes Verhalten eine angenehme Konsequenz folgt. Verhalten wird somit verstärkt und tritt häufiger auf. Der Begriff „positiv“ bezieht sich dabei auf das Hinzufügen einer Konsequenz im Sinne von Addieren. Mit der Begriffsdefinition von positiv des allgemeinen Sprachgebrauchs als „gut“ hat das nichts zu tun.

Wenn wir den Hund z.B. für ein richtig ausgeführtes „Sitz“ belohnen. Wird dieser Situation etwas Angenehmes (etwa ein Futterstück oder ein stimmliches Lob) hinzugefügt.
Trainingsaufbau und Management
Ein Argument, das häufig von Kritikern der positiven Verstärkung gebracht wird, ist, dass es spätestens dann mit der Belohnung vorbei ist, wenn der Hund eine Übung fehlerhaft bzw. gar nicht ausführt oder unerwünschtes Verhalten zeigt. Das ist auch erst mal richtig. Wir können den Hund nicht belohnen, wenn er etwas tut, was er nicht tun soll. Doch es ist an uns, Trainings- und Alltagssituationen so zu gestalten, dass es nach Möglichkeit erst gar nicht soweit kommt.
Beobachten und belohnen Dein Hund zeigt jeden Tag ohne dein Zutun gewünschtes Verhalten. Er liegt ruhig auf seinem Platz? Er orientiert sich draußen freiwillig zu dir um? Er läuft auf dich zu? Belohne all diese Dinge. Dein Hund wird sie dann häufiger von sich aus tun.
Eine angenehme Lernumgebung schaffen Dinge, die dem Hund schwerfallen oder die er noch nicht kennt, werden in den ersten Übungseinheiten in ablenkungsfreier Umgebung durchgeführt.
Management ist ein wichtiges Element im Umgang mit unerwünschtem Verhalten. Hier werden Maßnahmen ergriffen, damit dieses seltener oder gar nicht auftritt. Das ist deshalb wichtig, weil sich auch unerwünschtes Verhalten festigt, je öfter es zum Erfolg führt.
Positives Hundetraining im Alltag
In diesem Abschnitt gebe ich dir konkrete praktische Beispiele, wie positives Hundetraining im Alltag aussehen kann.
Neues beibringen
Eine der ersten Übungen, die Hunde in ihrem Leben lernen, ist das „Sitz“. Bedeutet: Der Hund lernt, sich auf ein Signal des Menschen hinzusetzen. So bauen wir diese Übung in kleinen Schritten auf:
- zuerst müssen wir unserem Hund verständlich machen, was wir von ihm wollen. Es gibt verschiedene Wege, Verhalten beim Hund hervorzurufen. In diesem Fall entscheiden wir uns für das Locken. Wir halten dem Hund ein Futterstück vor die Nase und führen dies nach oben und hinten, so dass der Hund sich hinsetzen muss, um es zu bekommen. Berührt sein Hinterteil den Boden, geben wir das Futter für ihn frei
- Die Übung wird wiederholt. Zunächst am gleichen Ort und dann an verschiedenen Orten.
- Erst wenn der Hund das Verhalten zuverlässig zeigt, führen wir das Signal ein, mit dem wir künftig dem Hund mitteilen, dass er sich hinsetzen soll.

Dieses Beispiel steht für sämtliche Dinge, die wir Hunden beibringen. Wir überlegen uns vorher, was der Hund lernen soll, danach legen wir die Trainingsschritte fest, die wir so gestalten, dass der Hund viele Erfolgserlebnisse hat, die wir belohnen können.
Probleme im Alltag lösen
Stell dir vor, du kommst nach Hause, dein Hund läuft dir entgegen und springt an dir hoch. Anstatt mit ihm zu schimpfen ist es sinnvoller, die Begrüßung so zu gestalten, dass es nach Möglichkeit nicht zum Anspringen kommt.
Du könntest beim nach Hause kommen, dafür sorgen, dass die Begrüßung ruhiger abläuft. Sprich mit ruhiger Stimme und freundlich mit einem Hund. Lobe ihn, wenn alle vier Füße auf dem Boden sind. Gehe in die Hocke. So bist du mit deinem Hund auf Augenhöhe, und er hat keine Veranlassung zu springen.
Kommt es doch einmal dazu, dass er an dir hochspringt, drehe ihm den Rücken zu und gehe langsam weg.
Warum aber nicht einfach das unerwünschte Verhalten mit einem deutlichen „Nein“ oder anderweitig unterbinden? Das was wir als störend empfinden, ist meist ganz normales Hundeverhalten. Um bei dem Beispiel „Anspringen“ zu bleiben: Dein Hund springt nicht an dir hoch, weil er dich ärgern will, sondern um dich zu begrüßen. Es ist aus Hundesicht also eine freundliche Geste. Wenn du deinen Hund jetzt ausschimpfst oder wegschubst, versteht er das nicht und ist verunsichert. Außerdem stärkst du damit nicht gerade sein Vertrauen in dich.
Wenn dein Hund Verhalten zeigt, das du nicht haben möchtest, überlege dir zunächst, was er stattdessen tun kann und verstärke dieses gewünschte Verhalten, indem du deinen Hund belohnst.
Weitere Beispiele
Ziehen an der Leine. Anstatt an der Leine herumzurucken oder zu schimpfen, belohne deinen Hund immer wieder, solange die Leine locker ist.
Betteln am Tisch. Schicke deinen Hund auf seinen Liegeplatz, gehe auf sein Betteln nicht ein. Mit einem Tür- oder Raumgitter kannst du den Bereich um den Essplatz auch abtrennen.
Bellen bei jeder Kleinigkeit Beobachte deinen Hund, dann lernst du mit der Zeit zu erkennen, was dein Hund als nächstes tun wird. Steht er z.B. in angespannter Haltung vor der Terrassentür, den Blick angestrengt nach vorn gerichtet, kannst du davon ausgehen, dass er etwas entdeckt hat, was da nicht hingehört und dass er gleich anfängt zu bellen. Fange diesem Moment mit dem Markersignal ein und streue Leckerlies auf den Boden. Ein Hund, der frisst kann nicht gleichzeitig bellen…
Schlusswort
Bereits seit mehr als 10 Jahren arbeite ich mit meinen eigenen Hunden auf Basis von Belohnung und stelle das erwünschte Verhalten in den Mittelpunkt. Besonders bei meinem Hund Bobby, der aus Rumänien kam und einige „Baustellen“ mitbrachte, hatte ich damit große Erfolge und gewann Schritt für Schritt sein Vertrauen. Im August letzten Jahres zogen Paul und Charly bei uns ein. Die beiden haben ebenfalls keine leichte Vorgeschichte. Sie machen jedoch durch das freundliche und kleinschrittig Training kontinuierlich Fortschritte.
Ich finde es so schön, wie du das Thema positives Hundetraining aufgreifst! 🐾 Es ist wirklich wichtig, den Hund mit Geduld und Liebe zu erziehen, anstatt nur auf das, was er nicht tun soll, zu fokussieren. Positives Training bedeutet für mich auch, dem Hund die Möglichkeit zu geben, sich zu entfalten und Vertrauen aufzubauen – ohne Angst oder Strafe. Du gibst tolle praktische Tipps, wie man eine angenehme Lernumgebung schafft und das Training in den Alltag integriert. Einfach schön, dass du diesen Ansatz so klar und verständlich erklärst! 😊
Ich finde deinen Beitrag über positives Hundetraining wirklich inspirierend! Als Hundebesitzerin kann ich total nachvollziehen, wie wichtig es ist, geduldig und liebevoll mit seinem Hund zu arbeiten. Besonders der Punkt, dass man nicht bestrafen, sondern gutes Verhalten verstärken sollte, spricht mich sehr an.
Wir haben auch schon angefangen, die Fortschritte mit unserem Hund festzuhalten. Wir planen, eine Collage auf Acrylglas zu erstellen, um die einzelnen Meilensteine beim Training zu dokumentieren und als Erinnerung ins Wohnzimmer zu hängen. Es ist eine schöne Möglichkeit, die Erfolge im Training zu feiern und zu sehen, wie viel sich unser Hund in der Zeit verändert hat.
Danke für die tollen Tipps, sie helfen wirklich weiter! 😊